Kommentar zur Maskenpflicht zum Schulstart Illusion von Normalität

Meinung | Berlin · In Nordrhein-Westfalen soll im kommenden Schuljahr eine Maskenpflicht im Unterricht gelten. Es ist eine drastische Maßnahme, die Schüler und Lehrer im Unterricht einschränken wird, kommentiert Eva Quadbeck.

 So wie hier in Rostock soll auch zum Schulbeginn in Nordrhein-Westfalen eine Maskenpflicht gelten.

So wie hier in Rostock soll auch zum Schulbeginn in Nordrhein-Westfalen eine Maskenpflicht gelten.

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Angesichts steigender Infektionszahlen will Nordrhein-Westfalen mit einer Maskenpflicht sogar im Unterricht in das kommende Schuljahr starten. Mangels alternativer Konzepte ist diese Entscheidung wahrscheinlich richtig. Andere Länder werden dem Beispiel an Rhein und Ruhr mutmaßlich folgen. Aber es ist eben auch eine drastische Maßnahme, die Schüler und Lehrer im Unterricht einschränken wird. Wer den ganzen Tag unter einer Maske schwitzt und schwer atmet, kann sich nicht in gleicher Weise auf den Unterricht konzentrieren wie ohne Maske. Das ist eine Zumutung, der sicherlich nicht alle Schüler und Lehrer standhalten können. Dieser Schritt wäre nicht notwendig gewesen, wenn Landesregierung, Kommunen und Schulen ihre Hausaufgaben während der Sommerferien erledigt hätten.

Die Vorstellung, nach den Sommerferien zum Regelbetrieb zurückzukehren ist eine Illusion. Überall fehlen Hygienekonzepte, die den Namen verdienen. Auch beim digitalen Unterricht geht es viel zu langsam voran. Könnten Schülerinnen und Schüler umfassend und durchgängig via Computer unterrichtet werden, wie das in anderen Ländern durchaus möglich ist, könnte man zum Beispiel eine Mischung aus  Präsenz- und Digital-Schulstunden schaffen. Die Gruppe der anwesenden Schüler könnte jeweils so klein gehalten werden, dass die Masken unnötig wären.

Der Fisch stinkt immer vom Kopf. Den einzelnen Schulen kann man kaum einen Vorwurf machen. Vielmehr wäre es bundesweit Aufgabe der Landesregierungen gewesen, den Schulen vor den Sommerferien ein Konzept zu geben, die diese in den sechs Wochen hätten umsetzen können.

Während die Menschen wieder in den Urlaub fahren, in Restaurants und in Geschäfte gehen, liegt über dem Bildungssystem eine gefährliche Lethargie. Das kann nicht so bleiben. Für die Digitalisierung der Schulen steht reichlich Geld zur Verfügung. Wenn einzelne Schulen und Kommunen nicht in der Lage sind die Gelder abzurufen, dann müssen die Landesregierung beispielsweise mit einer Task Force vor Ort Hilfe anbieten. Lehrer müssen geschult, die Technik in Gang gesetzt werden und Kinder ohne W-Lan oder ohne ruhigen Arbeitsplatz zu Hause müssen das Angebot erhalten, in Schulräumen dem Digitalunterricht zu folgen. Das ist alles neu und bedeutet einen hohen Organisationsaufwand. Aber es ist auf jeden Fall machbar.

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