Kommentar Im Fadenkreuz

Das Gute zuerst: Deutschland ist ein sicheres Land. Frei, demokratisch, reich, in Frieden lebend, mit einer florierenden Wirtschaft. Darum wird Deutschland von mehr als der halben Welt beneidet. Die schlechte Nachricht: Genau diesen Status in Frieden und Wohlstand wollen islamistische Extremisten in Schutt und Asche legen.

Wenn sie gekonnt hätten, wenn ihre Technik funktioniert hätte oder Sicherheitsbehörden nicht schneller gewesen wären, hätten die "Gotteskrieger" auch hierzulande längst zugeschlagen. 2006 zündeten Kofferbomben in Regionalzügen nicht. 2007 flog die "Sauerland"-Gruppe auf, die Sprengstoffanschläge gegen US-Einrichtungen in Deutschland geplant hatte. Ende 2012 schlug ein Anschlag am Bonner Hauptbahnhof fehl, der sehr blutig hätte ausgehen können.

All dies beweist: Deutschland war, ist und bleibt im Fadenkreuz des islamistischen Terrors. Kein Grund zur Entwarnung, aber auch keiner für Panik. Aufmerksamkeit und vernetzte Information sind Instrumente gegen die Terrorgefahr aus dem In- und Ausland, die seit geraumer Zeit eine besondere Komponente bekommen hat.

Deutsche Islamisten, teilweise Religionskonvertiten aus bürgerlichem Haus, wie auch Islamisten, die bislang unbehelligt in Deutschland gelebt haben, ziehen von hier in den Kampf gegen das Assad-Regime nach Syrien. Dort melden sie sich an der Seite fanatischer Extremisten zum Einsatz und holen sich dabei das Rüstzeug für den Kampf gegen die Ungläubigen nach ihrer Rückkehr in Deutschland.

Das ist keine Übung, es ist bitterer Ernst. Erst vor wenigen Tagen ist ein Syrien-Rückkehrer französisch-algerischer Herkunft - von Heimkehrer kann man hier nicht sprechen - bei der Einreise nach Deutschland festgenommen worden. Was auch im Kleinen beweist: Das Terrornetzwerk operiert international, die Sicherheitsbehörden müssen ihr eigenes Netzwerk dagegensetzen.

Dabei bleibt der Salafismus in Deutschland wie international "die zurzeit dynamischste islamistische Bewegung", wie die Verfassungsschützer jetzt in ihrem Jahresbericht einer Mahnung gleich aufgeschrieben haben. Der Zuwachs der Salafistenszene läuft ungebremst. Ihr Ziel ist der Gottesstaat. Ihr Feind sind all jene, die nach westlichen Vorstellungen leben. Auch gemäßigte Muslime müssen ihre Repressionen fürchten. Wer will das?

Dagegen kann der Staat nur all seine Instrumente aufbieten, die ihm seine Gesetze bieten. Ein permanent schmaler Grat, weil ein Interessenkonflikt zwischen Freiheitsrechten und harten Maßnahmen programmiert ist und zugleich die Debatte geschürt wird, wie viel Überwachung nun erlaubt sein soll. Am besten so viel wie nötig, aber nicht so viel möglich. Den Extremisten ist diese Debatte egal. Sie wollen an ihr Ziel. Dazu ist ihnen kein Preis zu hoch, auch nicht das eigene Leben.

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