Kommentar Indonesien - Der Zukunft entgegen
Fast zwei Monate nachdem Generäle die Demokratie des Königreichs abwürgten, setzten Indonesiens Wähler eine deutliches Zeichen für ganz Südostasien.
Sie wählten mit Joko Widodo einen Mann in das Präsidentenamt der drittgrößten Demokratie der Welt, der nichts mit autoritärer Herrschaft zu tun hat. Vor allem aber erteilten sie in der knappen Direktwahl jenem Ex-General Prabowo Subianto eine Absage, der von den üblen Zeiten der 32 Jahre langen, brutalen Diktatur unter Suharto schwärmte.
Damit ist nicht nur "Reformasi" (Reformen) gerettet, wie der politische und demokratische Frühling Südostasiens Ende der 90er Jahre hieß. Die Wähler im Land mit den meisten Muslimen der Welt sendeten über die Grenzen des Inselstaats hinaus auch eine deutliche Botschaft. Die Zukunft soll einer toleranten, lebenslustigen Form vom Demokratie gehören, in der Extremisten sich betätigen, aber nicht ungestraft gegen Gesetze verstoßen können.
Indonesien wird beim Kampf um das Wahlergebnis während der kommenden Wochen ein zähes Ringen zwischen rückwärtsgewandten Profiteuren autoritärer Strukturen und in die Zukunft schauenden Anhängern einer offenen Gesellschaft erleben.
Sofern es mit rechten Dingen zugeht, erscheint sicher, dass Jokowi, der schmale Mann im kleinkarierten Hemd, in den Präsidentenpalast einzieht. Der ehemalige Möbelhändler muss hohe Erwartungen erfüllen. Aber er steht nicht nur für Hoffnungen der eigenen Landsleute, sondern auch jener Südostasiaten, denen Mitsprache an der Wahlurne versagt wird.