Irlands neue Regierung: Mangel-Verwalter

Irlands Wähler haben am Wochenende über einen Regierungswechsel entschieden, den Zukunftskurs der Insel entscheiden indes die deutschen Wähler. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel hängt ab, wie viel finanziellen Spielraum der neue Premier haben wird.

Bleibt es beim derzeitigen Stand, so muss Enda Kenny sein Büro nur für ein paar Stunden am Tag aufschließen: 85 Prozent der Steuereinnahmen bis 2012 sind verbraucht, wenn er Irlands Bankenschulden und das EU-Rettungspaket nach Plan bedient. Der karge Rest dürfte schnell verwaltet sein.

Verständlich, dass Kenny darauf drängt, die hohen Zinsen für das Rettungspaket zu senken. Ihretwegen empfinden viele Iren den Kredit nämlich eben nicht als Rettung, sondern als Stein am Hals eines Ertrinkenden. Nur zwei Millionen Berufstätige bürgen auf der Insel für milliardenschwere Bankgarantien, müssen für Sünden der Vorgängerregierung schuften, die sie ein Vielfaches der jährlichen Wirtschaftsleistung kosten.

Dazu kommt, dass der keltische Tiger längst nicht mehr brummt: Arbeitslosigkeit und Abwanderung junger Iren nehmen zu, die Reserven des Staates sind geplündert. Dass Irland also die harschen Konditionen erfüllen und gleichzeitig von allein wieder auf die Beine kommen kann, ist schlicht unrealistisch.

Dabei verdient Irland angesichts seiner Nöte durchaus fairere Zinsen - und vor allem: ein offeneres Ohr, als es dem Land derzeit in Brüssel gewährt wird. Irlands Politiker haben das Wohlergehen der Banken lange vor das der Bürger gestellt - Europa sollte der Insel nicht das gleiche Signal senden.

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