Kommentar IS-Anschläge in Afghanistan und Pakistan - Blutiges Debüt

BANKOK · Die brutalsten vorstellbaren Anschläge sind längst zu einem unverwechselbaren Markenzeichen der Terrortruppe Islamischer Staat geworden.

Mit einem solchen blutigen Paukenschlag meldete sich Daesh, so die arabische Abkürzung für die Fanatiker, am Wochenende in der afghanischen Stadt Jalalabad mit einem Selbstmordattentat auf ihrem neuesten Schlachtfeld zu Wort. Ausgerechnet das seit fast drei Jahrzehnten vom Krieg geplagte Afghanistan und das Nachbarland Pakistan werden zukünftig mit einer Terrorbewegung klarkommen müssen, die sie bislang in dieser Form nicht gekannt haben.

Der Islamische Staat wird von einer fanatischen Idee des Islam getrieben, die an einen baldigen Jüngsten Tag glaubt. Mit der Lebenswirklichkeit der meisten Muslime in Südasien hat dies wenig zu tun. Nun haben die fanatischen Extremisten ihr blutiges Debüt gegeben und die radikalislamischen Taliban zittern ebenso vor der Konkurrenz wie Zentralasiens Diktatoren und die Regierungen in Kabul und Islamabad. Zwar versuchen sich mache Beobachter die Lage mit dem Argument schönzureden, dass bislang keine IS-Vertreter aus Syrien oder dem Irak in die Region abkommandiert wurden. Doch die Ideen des Islamischen Staats zünden am Hindukusch auch deshalb gut, weil eine Menge Geld im Spiel ist.

Man kann bislang nur nur vermuten, welche spendablen Mäzene die Dollarbündel bereitstellen, mit denen die selbst ernannten Sachwalter des Islamischen Staat um sich werfen. Jedenfalls fällt es ihnen leicht, die 25 000 Afghanis (rund 500 Euro) zu überbieten, die bislang in machen Regionen von Taliban monatlich an ihre Kämpfer gezahlt werden.

Es spielt auch keine Rolle, dass Daesh - wie einst Al Kaida - ein Name ist, mit dem sich Extremisten selbst dann schmücken, wenn sie keine direkten Verbindungen zu Abu Bakr al-Bagdadi, dem Gründer des Islamischen Staats, unterhalten. Der Name alleine flößt soviel Angst und Schrecken ein, dass viele Bewohner der Region, selbst wenn sie kriegserfahren sind, plötzlich schlotternde Knie verspüren.

Selbst den Militärs in Kabul wird Angst und Bange. Sie wissen zu gut, dass der überwiegende Teil der 350 000 Mann umfassenden Sicherheitskräfte den Fanatikern kaum gewachsen ist. Die etwa 33 000 Mitglieder der afghanischen Elitetruppen, die in nichts ihren westlichen Kollegen nachstehen, dürften zwar keine Probleme haben, den Extremisten Paroli zu bieten. Mangels Hubschraubern können sie freilich jeweils nur einen, nicht aber zwei bis drei lodernde Brände gleichzeitig löschen.

Am schlimmsten aber werden angesichts der dogmatischen Intoleranz des Islamischen Staat die Folgen für Minderheiten werden. Die schiitischen Hazaras in Afghanistan und die rund 30 Millionen Schiiten in Pakistan befinden sich bereits in Alarmstimmung.

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