Kommentar Israelisches Misstrauen zu Iran-Abkommen

Jerusalem · Kein Abkommen mit dem Iran zu schließen sei besser als ein schlechtes Abkommen, hat US-Außenminister John Kerry den Israelis immer wieder versichert. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilt diese Position, muss aber erkennen, dass die Auffassung, was ein gutes und was ein schlechtes Abkommen ist, nicht dieselbe ist.

Für Israel ist ein gutes Abkommen nur eines, das dauerhaft den Iran daran hindert, eine Atomwaffe zu bauen. Und das heißt, dass die Zentrifugen, in denen waffenfähiges Uran hergestellt wird, stark beschränkt beziehungsweise abgebaut werden müssen. Ohne Zentrifugen keine Urananreicherung und ohne Urananreicherung keine Bombe.

Das grundsätzliche Misstrauen der Israelis gegenüber dem Iran ist berechtigt. Das jahrzehntelange Versteckspiel mit den internationalen Atominspektoren und der Umfang des iranischen Atomforschungskomplexes lassen den Schluss zu, dass dort ein Regime an der Entwicklung einer Atomwaffe arbeitet. Dass für Israel wegen seiner geographischen Nähe und der jahrelangen Hassrhetorik aus Teheran die rote Linie bereits überschritten ist, wenn die Iraner die Bombe bauen können, ist verständlich. Netanjahus Nervosität erklärt sich auch durch einen US-Präsidenten, der bereits während der zweiten Runde der Atomgespräche in Genf angedeutet hat, eine vorsichtige Lockerung der Sanktionen sei möglich. Bisher hat der Iran nur auf starken Druck reagiert. Diesen zu früh aufzuheben, ist gefährlich, es sei denn, man kann insgeheim doch mit der Möglichkeit leben, dass die Ayatollahs in Teheran den Finger am Atomdrücker haben.

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