Kommentar Kalte Schulter

Im griechischen Wahlkampf plärrte aus den Lautsprechern der Linkspopulisten von Syriza der Gassenhauer: First we take Manhattan, then we take Berlin.

Das sollte so viel heißen wie: Erst überzeugen wir US-Präsident Obama, dass Griechenland in der Schuldenkrise Entlastung braucht, und dann holen wir uns die Milliarden dafür bei unserem größten Gläubiger, der Wirtschaftslokomotive Deutschland.

Nach dem gestrigen Besuch des neuen griechischen Finanzministers wissen wir, dass aus dieser großspurigen Ankündigung so schnell nichts wird. Obama hat in der Euro-Schuldenkrise nicht viel zu sagen, und in Berlin musste Giannis Varoukakis gestern ganz schön kleine Brötchen backen. Schäuble ließ ihn abblitzen. Nicht intellektuell kühl, wie es auch seine Art sein kann, sondern durchaus charmant.

Der deutsche Finanzminister machte ihm hinter verschlossenen Türen klar, dass aus den kruden griechischen Plänen sich weiter durchzumogeln, indem etwa Schuldtitel in "ewige", also nie mehr zurückzuzahlende Anleihen verwandelt werden, nichts werde. Und siehe da, als die beiden hinterher vor die Presse traten, stellte der griechische Minister nicht einmal mehr die Forderung nach einem Schuldenschnitt auf.

Die griechische Regierung ist gerade einmal wenige Tage im Amt, da hat sie schon eine wichtige Lektion lernen müssen: Eine Mittelmeerunion der Euro-Defizitsünder kann sie nicht schmieden; auch Rom und Paris haben ihr die kalte Schulter gezeigt. Syriza ist auf europäischem Parkett als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet.

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