Kommentar Karstadt - Farbe bekennen

Für die Mitarbeiter des Warenhaus-Konzerns ist es ein ganz schlechtes Zeichen: Dass die neue Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt am Montag nach noch nicht einmal fünf Monaten im Amt die Brocken hingeworfen hat, zeigt, wie schwierig die Lage der Kaufhaus-Kette ist.

Sie war die Hoffnungsträgerin für die Beschäftigten: Keine Filialschließungen auf breiter Front, sondern mehr Eigenverantwortung für die Filialen, die dadurch stärker auf die Bedürfnisse der lokalen Kunden eingehen können, lautete ihr Konzept, das intern Anklang fand.

Der plötzliche Rückzug von Sjöstedt macht deutlich, dass ihr die Rückendeckung fehlte. Die Schwedin fühlte sich offenbar von Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen ausgebremst.

Berggruen, der Karstadt vor dreieinhalb Jahren übernommen hat, muss jetzt Farbe bekennen. Berggruen hat bislang kaum eigenes Geld in die Handelskette gesteckt. Den Rahm hat er bereits abgeschöpft: Der Investor hat die Luxuswarenhäuser wie das Hamburger Alsterhaus und das Berliner KaDeWe sowie die Mehrheit an den Karstadt-Sporthäusern abgegeben. So wird es kaum funktionieren, dem traditionsreichen Warenhaus-Konzern wieder neues Leben einzuhauchen.

Das Verhalten von Berggruen deutet darauf hin, dass er einen Weg sucht, sich ohne finanziellen Schaden zurückziehen zu können. Als er Karstadt übernahm, genoss er bei vielen Experten einen guten Ruf. Den sollte er jetzt retten. Sonst bleibt nur das Image als Heuschrecke übrig, die ein Unternehmen aussaugt.