Kommentar zum neuen Sendungsraum Die Kirche steht auch im Vorgebirge unter Druck

Meinung · Das Vorgebirge ist katholisches Kerngebiet. Doch auch dort kommt die Amtskirche langsam ans Limit, meint GA-Redakteur Christoph Meurer. Doch es gibt Möglichkeiten, gegenzusteuern.

 Das kirchliche Leben spielt im Vorgebirge weiterhin eine wichtige Rolle. Das Foto zeigt den Gottesdienst zum Pfarrfest von St. Matthäus Alfter aus 2019.

Das kirchliche Leben spielt im Vorgebirge weiterhin eine wichtige Rolle. Das Foto zeigt den Gottesdienst zum Pfarrfest von St. Matthäus Alfter aus 2019.

Foto: Axel Vogel

Das Bistum Görlitz zählt rund 30 000 Katholiken, und hat damit etwa 4000 weniger als der vom Erzbistum Köln nun eingerichtete Sendungsraum im Vorgebirge. Dieser besteht aus den zwei Bornheimer Seelsorgebereichen und der Pfarreiengemeinschaft Alfter. Nun kann man einwenden, dass im Rheinland traditionell mehr Katholiken leben als im Osten Deutschlands. Allerdings ist die Einrichtung dieses Sendungsraums ein Beleg dafür, dass die katholische Kirche auch in ihren vermeintlichen Kerngebieten zunehmend unter Druck gerät – vor allem, was die Anzahl der Priester angeht.

Immer weniger Priester

Nach einem Medienbericht werden in diesem Jahr bundesweit 57 Priester geweiht, im Jahr 2000 waren es noch 154. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken berichtet, dass auf eine Weihe elf ausscheidende Priester kommen. Auch im katholischen Rheinland bedeutet das für Priester wie Matthias Genster mehr Arbeit in flächenmäßig größeren Strukturen, mehr Zeit im Auto, mehr Verwaltungsaufwand und somit letztlich weniger Zeit für das Kerngeschäft: das Feiern von Gottesdiensten und die seelsorgerische Betreuung. Die Kirche entfernt sich so noch weiter von den Menschen.

Allerdings kann man versuchen, gegenzusteuern. Laien müssen noch stärker in die Verwaltung und Leitung kirchlicher Strukturen eingebunden werden, am besten sogar an deren Spitze. Priester müssen wiederum so weit wie möglich von Verwaltungsarbeit befreit werden, um das zu tun, wofür sie eigentlich da sind: bei den Menschen zu sein. Letztlich dürften auch die Stimmen, die weibliche Priester fordern, zunehmend lauter werden. Der Druck auf die Verantwortlichen auch im Erzbistum Köln wächst. Die katholische Kirche steht am Scheideweg – auch im Vorgebirge. Der Vatikan hatte jüngst nochmals betont, dass eine Pfarrei nur von einem Priester geleitet werden kann beziehungsweise darf. Es bleibt abzuwarten, wie lange das überhaupt noch möglich ist.

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