Kommentar Katholische Kirche - Mut zum Risiko
Nach wie vor ist Joachim Kardinal Meisner Erzbischof von Köln. Bisher ist noch kein Termin für seine Emeritierung bekannt, und doch gewinnt die Diskussion über die Modalitäten seiner Nachfolge an Fahrt.
Die Kirchenleitung wird sich ihr stellen müssen, auch wenn es gewiss ein besserer Stil gewesen wäre, mit derartigen Aufrufen zu warten, bis der Erzbischöfliche Stuhl wirklich frei ist.
Es gibt altbewährte Meisner-Gegner unter den Unterzeichnern der gestern veröffentlichten "Kölner Kirchen-Initiative", aber auch Persönlichkeiten, die andere Motive dafür haben dürften, sich frühzeitig in die Debatte um die wichtigste deutsche Bischofswahl der nächsten Jahrzehnte einzuschalten.
Sie haben wohl vor allem das Ziel, eine Fehlbesetzung wie seinerzeit im Bistum Limburg zu vermeiden. Aber ist das von ihnen vorgeschlagene Gegenmittel dazu geeignet?
Dagegen spricht: Wenn schon die letzte Pfarrgemeinderatswahl im Erzbistum gerade einmal 4,6 Prozent der Gläubigen an die Urnen brachte, wie soll eine Laienbeteiligung aussehen, nach der sich Domkapitel und Papst wie von der Initiative gewünscht "richten" könnten? So etwas kann man wohl nicht ernsthaft verlangen.
Andererseits: Wenn der Papst das Risiko nicht scheut, ein Meinungsbild der Katholiken zu den Themen Ehe, Familie und Sexualität einzuholen - warum sollten die Domkapitulare da nicht das Wagnis eingehen, sich ein Bild von der Stimmung in den Gemeinden zu machen? Ihre Vorschlagsliste mit Bischofskandidaten gewänne dadurch zusätzliches Gewicht, und der Papst sollte sie nicht einfach übergehen.