Kommentar Katholische Kirche und Geschiedene - Neue Heimat
Das Problem Geschiedener, erst recht das Problem wiederverheirateter Geschiedener, ist nicht das zentrale Problem der katholischen Kirche im 21. Jahrhundert, ebenso wenig wie die Frage des Zölibats, des Umgangs mit Homosexuellen oder auch die Frage der Rolle der Frau in der Kirche.
Aber wie sie mit diesen wichtigen Themen umgeht, sagt viel über ihre Reformfähigkeit und ihre Anziehungs- und Überzeugungskraft aus. Bisher war die katholische Kirche im Umgang mit Geschiedenen hart wie ein Fels. Jetzt wird sie weich, nicht im Sinne von verweichlicht oder gar prinzipienlos, sondern im Sinne von menschlich.
Das ist ein Riesenschritt nach vorn. Möglich macht ihn erstens der neue Geist, der mit Papst Franziskus in der katholischen Kirche Einzug gehalten hat, und zweitens der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, der auf der Schlussstrecke seiner Amtszeit mutiger wird als mancher junge Würdenträger.
Zollitsch will den wiederverheirateten Geschiedenen die Hand reichen, will sie in eine Kirche zurückholen, aus der sie bisher faktisch ausgeschlossen sind. Dass er damit auch in seiner Bischofskonferenz anecken würde, war vorhersehbar. Dass er dennoch vorprescht, zeigt, wie sicher er sich seines Schrittes ist, wie sehr er durch den neuen Papst Rückendeckung spürt. Zollitschs Vorgehen erhöht das Ansehen der katholischen Kirche und letztlich auch den Zuspruch zu ihr. Das macht sie wieder glaubwürdig, jedenfalls x-mal glaubwürdiger als Bischöfe mit würdelosen Prachtbauten - wie in Limburg.