Kommentar Katholische Kirche und Missbrauch - Kein Schlussstrich

Ein zweites Debakel kann sich die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrer seit 2011 geplanten Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in den Diözesen nicht erlauben. 2013 ging man mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer im Streit auseinander. Nun hat sich Bischof Stephan Ackermann gleich ein ganzes Team renommierter Professoren an Bord geholt.

Mit einer Million Euro Fördergeldern sollen in der interdisziplinären neuen Studie dreieinhalb Jahre lang Betroffenenberichte im Fokus stehen, um endlich "die Wahrheit aufzudecken".

Was löblich ist. Denn allzu oft gingen öffentliche Aufklärungs- und Schambekundungen von Kirchenvertretern immer haarscharf genau an den Betroffenen vorbei. Das neue Forschungsprojekt kann ihnen nun hoffentlich einen Teil ihrer Würde wiedergeben. Und die katholische Kirche damit vielleicht auch ein wenig aus ihrer Glaubwürdigkeitskrise hieven.

Ob vier Jahre nach Ausbruch des Skandals aber wirklich noch die Akten zu finden sein werden, die "die Wahrheit aufdecken" könnten, das sei natürlich dahingestellt. Ohnehin kann nicht einfach ein Schlussstrich gezogen werden. Es warten weitere Baustellen: die laufende Diskussion um die Verjährungsfristen bei Missbrauch genauso wie die über die Legalität der von Priestern erzwungenen Kindernacktbilder.

Und auch die Entschädigungsfrage ist noch lange nicht beantwortet: Allein die Therapien, die Opfer durchlaufen mussten, haben viele von ihnen arm gemacht. Für geknickte Seelen kann man nicht einfach mal nur 5000 Euro auf den Tisch legen.

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