Kommentar zum Bonner Hauptbahnhof Kaum zu glauben

Meinung · Dass es von der Schlägerei am Bonner Hauptbahnhof keine von der Polizei verwertbaren Bilder der Überwachungsanlage gibt, ist ein Skandal, kommentiert GA-Redakteurin Lisa Inhoffen.

Polizeieinsatz auf Gleis 1 am Hauptbahnhof.

Polizeieinsatz auf Gleis 1 am Hauptbahnhof.

Foto: Max Mühlens

Wer zurzeit mit offenen Augen  über die Bahnsteige des Bonner Hauptbahnhofs geht, kann kaum glauben, was Bundespolizeisprecher Jens Flören zur aktuellen Überwachungssituation auf den Bahnsteigen berichtet.

Demnach verfügt der Hauptbahnhof also über eine moderne Videoüberwachungsanlage und alle Kameras sind funktionstüchtig. Mit bloßem Auge ist das allerdings nicht zu erkennen, aber vielleicht soll es ja aus strategischen Gründen auch so sein. Fakt ist aber, dass es von dem Vorfall mit rund 100 Demonstranten aus dem rechten und linken Lager am 16. November im Hauptbahnhof, der immerhin zu einem Großeinsatz der Polizei geführt hat, keine verwertbaren Bilder aus den im Bahnhof installierten Kameras gibt. Und das wird in Bonner Polizeikreisen zu Recht kritisiert. Im Grunde ist es ein Skandal.

Denn der Fall des glücklicherweise gescheiterten Bombenanschlags im Bonner Hauptbahnhof im Dezember 2012 ist längst nicht vergessen. Damals gab es ebenfalls keine brauchbaren Videoaufzeichnungen der im Hauptbahnhof installierten Kameras, woraufhin eine öffentliche Diskussion um die Sicherheit in Bahnhöfen entbrannte. Damals schob die Bahn den Schwarzen Peter der Bundespolizei zu. Sie hätte eine Speicherung von Aufzeichnungen beantragen müssen, hieß es. Der Vorwurf, so bestätigte das Innenministerium, war berechtigt.

Jetzt ist also die Baustelle im Bonner Hauptbahnhof schuld, die eine lückenlose Überwachung verhindert hat. Die Bahnhofskameras  konnten somit von besagtem Vorfall vor zwei Wochen wieder keine verwertbaren Bilder liefern. Diese Erklärung wirft die Frage auf, wie die von dem Bundespolizeisprecher erwähnte moderne Videoüberwachung im Hauptbahnhof angesichts der Großbaustelle dort dann überhaupt noch funktionieren kann.

Übrigens: Dank der Bilder einer Videokamera von McDonald’s im Hauptbahnhof konnte der Haupttäter  des versuchten Bombenanschlags gefasst werden. Ein Treppenwitz ist es, dass der Restaurantbetreiber später einige seiner Kameras aus Datenschutzgründen wieder entfernen musste.

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