Kommentar Kein Frieden

Genf · Unser Korrespondent aus Genf kommentiert die Krisengespräche über die Chemiewaffen des syrischen Diktators Assad zwischen Rußland und den USA.

Ganz schön clever, die Russen. Kurz vor Beginn der Genfer Krisengespräche über die Chemiewaffen des syrischen Diktators Assad schwingen sie sich zu den Hütern des Friedens auf: Kremlchef Putin warnt in der "New York Times" vor den Konsequenzen eines amerikanischen Militärschlages gegen Assad. In seinem Artikel führt Putin sogar den Papst als Gegner der US-Politik auf. Dann gibt ein russischer Sender dem Herrscher Assad die Plattform, um öffentlich vom Giftgas abzuschwören.

Die USA aber drohen Assad weiter mit Gewalt, um ihn wirklich zur Aufgabe seines schaurigen Arsenals zu zwingen. Doch selbst, wenn sich Russen und Amerikaner in Genf über eine Vernichtung der syrischen Chemiewaffen unter Aufsicht internationaler Inspektoren einigen sollten: Viel gewonnen wäre damit nicht. Die Zerstörung der wahrscheinlich 1000 Tonnen umfassenden Bestände, vor allem Senfgas und Sarin, in einem Bürgerkriegsland wird alles andere als eine einfache Operation.

Es könnte wohl Jahre dauern, bis die Fachleute alle Horrorwaffen unschädlich gemacht haben werden. Und wer weiß, ob Assad tatsächlich alle seine Depots öffnet? Dass man dem Gewaltherrscher besser nicht über den Weg traut, sollte inzwischen klar sein. Zudem: Auch wenn die Chemiewaffen langsam verschwinden und Assads Truppen in Zukunft ihre Finger davon lassen, der Bürgerkrieg in Syrien wird weiter toben. Das Ende der Chemiewaffen bringt den geschundenen Menschen noch lange keinen Frieden.

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