Kolumne Notizen aus B. Kein Gender-Vorteil bei den Bonner Nutrias
Bonn · Die Stadt spart sich bei ihrem Vorgehen gegen die Nutrias in der Rheinaue das gendern und ist im Endeffekt doch völlig gendergerecht unterwegs – wobei die Tiere davon nicht profitieren, glossiert GA-Redakteur Philipp Königs.
Das Gendern ist ein dankbares Thema für Glossen wie diese hier, weil man sich darüber hervorragend in die Haare kriegen kann, ohne dass am Ende der Debatte irgendeiner seine Meinung geändert hätte. Der Prozessausgang vor dem Bonner Arbeitsgericht in dieser Woche ist da symptomatisch. Der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälligenhilfe in Bonn hatte gegen seine Kündigung geklagt. Aus seiner Sicht war sie zustande gekommen, weil er sich geweigert hatte, die Gendersprache zu benutzen. Ihm wollte nicht einleuchten, dass für Häftlinge Informationen in einfacher Sprache erarbeitet werden, um sodann einen Haufen Gendersternchen einzustreuen, die den Lesefluss hemmen. Kriminelle scheinen nicht zu den Lesestärksten zu gehören, ihre Stärken liegen eher im Praktischen. Der Prozess endete mit einem Vergleich, was immer ein wenig unbefriedigend ist.
Wie konsequent man vorgehen muss, um in dieser ungerechten Welt etwas ändern zu wollen, hatte in Bezug auf die Gendersprache die Grünen-Politikern Kathrin Göring-Eckardt demonstriert. Sie twitterte vor zwei Jahren zur Benachteiligung von Frauen beim Konjunkturpaket den Satz: „Dass es Frauen als große Verliererinnen der Krise dringend nötig hätten, pfeifen die Spatz*Innen längst von den Dächern.“
Die bunte Vielfalt der Geschlechter bei Tieren anzudeuten, so weit ist die Bonner Stadtverwaltung noch nicht. In ihrer neuen Vorlage zur Biberratte umgeht sie das Gendern galant und nutzt konsequent den Plural Nutrias. Die ganze Unterlage atmet ein wenig den Geist des Verklärens, ist sie doch mit dem Titel „Nutriamanagement im linksrheinischen Rheinauenpark“ überschrieben. Sie beginnt denn auch wie ein Märchen: „Durch den Menschen wurde im Laufe der Zeit (...), um dann gen Ende mitzuteilen, dass Jäger die Tiere dem Park „entnehmen“ sollen. Das bedeutet völlig gendergerecht: Es geht den Nutrias an den Kragen, Weibchen wie Männchen.