Kommentar zum Abschied der Briten aus der EU Keine Kompromisse

Meinung · Nun sind sie weg, die britischen Parlamentarier. Das ist auf persönlicher Ebene schade. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Parlamentarier von der Insel Europa aufgehalten, ausgebremst und manchmal blockiert haben.

 Hat gut feixen: Nigel Farage, Chef der Brexit-Partei, hat sein politisches Hauptziel erreicht.

Hat gut feixen: Nigel Farage, Chef der Brexit-Partei, hat sein politisches Hauptziel erreicht.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Es war ein historischer Moment, aber sicherlich keiner, den man gerne in Erinnerung behält. Die spürbare Wehmut ist dennoch etwas Persönliches. Sie hat mehr mit gewachsenen Freundschaften und guten Arbeitskontakten zu tun. Die britischen Volksvertreter müssen das europäische Abgeordnetenhaus verlassen, weil die Mehrheit des eigenen Volkes es so wollte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Parlamentarier von der Insel Europa aufgehalten, ausgebremst und manchmal blockiert haben. Das betrifft nicht nur den Ober-Brexiteer Nigel Farage.

Die EU wird nun nach vorne sehen und hoffentlich mit der gleichen Konsequenz die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen führen, mit der Premierminister Boris Johnson bereits wesentliche Teile des Brexit-Vertrages außer Kraft gesetzt hat. Das Tor zu einer verlängerten Übergangsphase, um ein gutes Abkommen zu erreichen, hat er zugeworfen, dem Parlament die Mitsprache über den Vertrag mit der EU entzogen, das Brexit-Ministerium geschlossen. Johnson will einen harten Bruch. Die EU darf da nicht durch fadenscheinige Kompromisse mitspielen.

Ab Samstag ist Großbritannien kein Familienmitglied mehr, sondern Konkurrent. Das klingt hart, ist aber die Wirklichkeit. Johnson will alle möglichen Standards loswerden, die Gemeinschaft möchte genau diese weiterentwickeln, ihre Wirtschaft für eine klimaneutrale Zukunft fit machen. Das wird Europas Chance. Die Briten werden erleben, welches Zukunftskonzept aufgeht und mehr ökonomische Sicherheit und ökologisches Potenzial hat. Das Volk wird seine Regierung zur Verantwortung ziehen, wenn die Versprechen nicht gehalten werden können. Wenn die EU wirklich die bessere Alternative sein will, kann sie das jetzt zeigen. Die Bremser sind nun raus.

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