Kommentar Kinderschutz - Mehr Prävention

Überforderung, Vernachlässigung, Beziehungsprobleme der Eltern - Jugendämter müssen immer mehr Kinder und Jugendliche vor Übergriffen in der eigenen Familie schützen. Für viele Kinder ist die Familie als Hort der Geborgenheit schlichte Illusion. Oft reagieren Nachbarn, Lehrer und Ärzte zu spät auf Signale körperlicher und seelischer Misshandlungen.

Familie und Wohnung stehen unter dem besonderen Schutz des Gesetzes. Das Elternrecht genießt gegenüber dem Einfluss des Staates einen hohen Status. Erst wenn Eltern ihre Pflichten gegenüber dem Kind schwer verletzen, muss das Jugendamt einschreiten.

Der Staat kann, darf und sollte nicht durch jedes Schlüsselloch schauen. Regelmäßige medizinische Untersuchungen der Kinder, der frühe Besuch der Kita und ein gezielter Blick der Jugendämter auf Problemfamilien kann aber Leid mindern. Jeder Euro, der in den präventiven Kinderschutz investiert wird, verringert spätere Zwangsmaßnahmen der Behörden. Jede noch so engmaschige Präventionskette wird Übergriffe aber nicht gänzlich verhindern können.

Die Herausnahme von Kindern ist der schwerste Eingriff, den der Staat zur Krisenintervention in der Familie vornehmen kann. Die Inobhutnahme verursacht neben gravierenden Folgen für Kinder und Eltern erhebliche Kosten für die Kommunen. Im Vordergrund steht das Kind. Wenn jede vierte Herausnahme auf die Initiative des Kindes selbst zurück geht, wird der Handlungsdruck zum Aufbau gut vernetzter Präventionsketten offenkundig.

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