Kommentar: Respekt, Königin
Das Spektakel zum 60. Thronjubiläum der britischen Königin Elizabeth II. wird grandios, keine Frage. Es wird auch rührend, denn was die Welt in den nächsten Monaten sehen wird, ist womöglich eine Art Abschiedstournee der Queen, die Würdigung eines Lebens, das sie ganz und ohne Klage in den Dienst eines Amtes gestellt hat.
Ein weiteres großes Jubiläum wird das Power-Tandem Elizabeth und Philip vielleicht nicht erleben. Was wir sehen, ist eine Old-Style-Monarchie auf dem Höhepunkt, eine, deren Formen und Rituale von den nächsten Windsor-Generationen eingemottet oder modernisiert werden. Die Briten ahnen, dass dieses Spektakel zum Ende einer Ära geraten könnte.
60 Jahre im Amt, und immer noch Vertreterin der gleichen, bescheidenen Werte - in Zeiten rasant wechselnden Personals in demokratischen Institutionen, der Skandale, der Relativität von Meinungen und Haltungen, wächst die Wertschätzung für eine Frau, die nie von ihrem Kurs abgewichen ist. Nicht zu verwechseln übrigens mit dem Respekt für die Monarchie - der beim Volk ganz weit unten dümpelt.
Vom Retro-Patriotismus im Juni blenden lassen darf man sich trotzdem nicht. Tausend Schiffe sollen über die Themse fahren, viele davon schwimmende Testamente britischer Macht und Blütezeit. Call Center, Banker, Makler und Fernsehköche haben die Eroberer, Erfinder und Macher auf der Insel längst ersetzt. Eine Parade alter Tugenden und Boote ist englische Folklore, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat.