Kommentar zur XL-Zinserhöhung Die EZB muss zeigen, dass sie unabhängig ist

Meinung | Düsseldorf · Die Europäische Zentralbank muss bei den Zinsen aufholen. Es ist bedauerlich, dass Christine Lagarde bereits viel von der Rezession spricht. Der nächste Zinsschritt muss kommen – trotz Italien. Sonst ist der Kampf gegen die Inflation nicht zu gewinnen, meint unsere Autorin.

Christine Lagarde darf sich nicht von Italiens Kreditkosten leiten lassen, meint unsere Autorin.

Christine Lagarde darf sich nicht von Italiens Kreditkosten leiten lassen, meint unsere Autorin.

Foto: dpa/Arne Dedert

Die Europäische Notenbank (EZB) hat keine leichte Aufgabe: Auf der einen Seite muss sie die Inflation bekämpfen, die mit zehn Prozent aus dem Ruder gelaufen und die größte Sorge der Bürger ist. Auf der anderen Seite muss sie nun in die nahende tiefe Rezession hinein arbeiten, die zur Wiederkehr der europäischen Staatsschuldenkrise führen könnte. In diese Zwickmühle haben sich die Notenbanker um Christine Lagarde selbst manövriert. Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben: Weil die EZB zu spät die Zügel angezogen hat, muss sie im Kampf gegen die Inflation nun mächtig nachlegen. Der zweite historisch hohe Zinsschritt in Folge, der vor einem Jahr noch undenkbar gewesen wäre, ist richtig und nötig. Für die hohen Energiepreise kann die EZB nichts, aber sie muss jetzt die Inflationserwartung der Gewerkschaften und Firmen brechen, sonst werden diese mit entsprechenden Lohn- und Preisforderungen die Teuerung erst recht anheizen. Dass Lagarde nun schon wieder verdächtig viel über die Rezession spricht, die man eigentlich nicht mit weiteren Zinsanhebungen verstärken soll, lässt befürchten, dass der geldpolitische Eifer der Französin bald wieder erlahmt. Gut, dass Bundesbank-Chef Joachim Nagel immer freundlich-süddeutsch, aber bestimmt auf einen konsequenten Kampf gegen die ­Inflation pocht.