Kommentar zur Oscarverleihung 2023 Unbequemer Sieger

Meinung | Bonn · Kritisiert und hoch gelobt: Der Film „Im Westen nichts Neues“ ist der erfolgreichste Beitrag Deutschlands bei den Oscars überhaupt. Deutschland kann Hollywood. Ob man das unbedingt will und sollte, ist eine wichtige Frage.

Szene aus dem Film „Im Westen nichts Neues“

Szene aus dem Film „Im Westen nichts Neues“

Foto: dpa/Reiner Bajo

Es waren nicht gerade wenige Kritiker, die über Edward Bergers so opulenten wie erschütternden Antikriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ hergefallen sind, die dessen Ferne zum literarischen Original von Erich Maria Remarque kritisierten. „148 Minuten Blockbuster-tauglicher Kriegskitsch werden mit einem Titel versehen, der weltweit bekannt ist, der Prestige und einen guten Verkauf garantiert. Vielleicht sogar einen Oscar“, wetterte etwa die „Süddeutsche Zeitung“. Falsch! In Los Angeles räumte der Film nicht einen, sondern vier der begehrten Trophäen ab, darunter den Oscar für den besten internationalen Film. Mit sensationellen neun Nominierungen war er ins Rennen gegangen, 16 Jahre nach dem letzten Triumph, „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck, und in Nachfolge der deutschen Preisträger „Nirgendwo in Afrika“ (2003) und „Die Blechtrommel“ (1980). Kein deutscher Film hat bislang so viele Oscars bekommen wie „Im Westen nichts Neues“.