Kommentar zu Kirchenaustritten Hoffnung bleibt

Meinung · Die Zahl der Kirchenaustritte in Nordrhein-Westfalen nimmt derzeit schnell zu. Das sollte man nicht achselzuckend zur Kenntnis nehmen, kommentiert Helge Matthiesen. Denn die Kirchen sind eine wichtige Alternative der Weltdeutung.

 Verschwinden die beiden großen Kirchen allmählich aus Deutschland? Gut wäre das nicht, kommentiert Helge Matthiesen.

Verschwinden die beiden großen Kirchen allmählich aus Deutschland? Gut wäre das nicht, kommentiert Helge Matthiesen.

Foto: picture alliance / dpa/Nicolas Armer

Weniger als die Hälfte der Deutschen gehören noch einer der beiden großen christlichen Konfessionen an, und die Tendenz geht weiter abwärts. Das mag man achselzuckend zur Kenntnis nehmen, wenn einem der liebe Gott gleichgültig ist. Doch so einfach ist das nicht, denn mit dieser Gewichtsverschiebung verändert sich das Gefüge unserer Gesellschaft. Die profitierte lange davon, neben dem Staat, der Politik und den Parteien Alternativen der Weltdeutung zu haben. Es waren die Kirchen, die in schwierigen Tagen zusätzlich Orientierung gaben, moralische Fragen beantworteten und verschlossene Türen öffneten. Die neue Ostpolitik der 60er und 70er Jahre gehört dazu, der Umsturz der SED-Diktatur in der DDR oder auch die Friedensbewegung der 80er Jahre. Niemand muss das alles richtig oder gut finden, aber die Kirchen setzten wichtige Punkte.