Kommentar zur Bundeswehr Ganz freiwillig

Meinung | Berlin · Es ist offensichtlich: Die Truppe braucht Nachwuchs. Weil das auch die Verteidigungsministerin nicht verleugnen kann, hat sie einen Freiwilligendienst für Heimatschutz angekündigt. Eine gute Idee, findet unser Autor.

  Mit einem neuen Freiwilligendienst will die Bundeswehr ab April 2021 bis zu 1000 zusätzliche Kräfte für Krisen- und Katastrophenfälle im Inland rekrutieren.

Mit einem neuen Freiwilligendienst will die Bundeswehr ab April 2021 bis zu 1000 zusätzliche Kräfte für Krisen- und Katastrophenfälle im Inland rekrutieren.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Annegret Kramp-Karrenbauer hat einen neuen Dienst für die Bundeswehr aufgelegt. Er steht unter dem Motto: Freiwillig in die nächste Freiwilligkeit. Den seit 2011 freiwilligen Wehrdienst garniert die Verteidigungsministerin mit einem weiteren Freiwilligendienst. Schwerpunkt Heimatschutz, mit zunächst 1000 Posten, späterer Aufwuchs ausdrücklich willkommen. Warum aber nun ein zweites Element der Freiwilligkeit für einen Dienst in der Bundeswehr? Es ist offensichtlich und die Ministerin kann den Mangel nicht verhehlen: Die Truppe braucht Nachwuchs.

Oder anders gesprochen: Der Bundeswehr fehlt (qualifiziertes) Personal. Eine Motivation für das neue Konzept ist denn auch, dass der Bundeswehr zu viele Bewerberinnen und Bewerber von der Fahne gehen, weil diese beispielsweise nicht in einen gefährlichen Auslandseinsatz wollten. Der neue Dienst garantiert schon dem Namen nach eine Verwendung im Inland: Heimatschutz.

Das klingt reichlich amerikanisch. Aber der Begriff Heimat sei positiv besetzt und stehe für ein Lebensgefühl, so Kramp-Karrenbauer. Wenn der Heimatschutz-Dienst der Bundeswehr neue Rekruten bringt, von denen einige vielleicht länger bei den Streitkräften bleiben wollen, hat die Idee schon ihre Wirkung. Die Truppe kann es sich im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft um die qualifizierten Köpfe eines Jahrgangs nicht leisten, mögliche Kandidaten nach einem Gespräch in den Bundeswehr-Karrierecentern mit anderem Ziel wieder ziehen zu lassen. Besser, man kann Bewerber dafür gewinnen, ihre zivilen Fähigkeiten bei den Streitkräften einzubringen. Vor allem aber ist dieser – nächste – freiwillige Wehrdienst politisch sehr viel leichter umzusetzen als eine allgemeine Dienstpflicht. Nun also kommt „Dein Jahr für Deutschland“ – das klingt pathetisch, riecht nach PR, passt aber zum kommenden Wahljahr, wenn der Heimatschutz-Dienst im April 2021 startet.

Es spricht wenig dagegen, jungen Menschen für den begrenzten Zeitraum eines Jahres einen Platz für einen freiwilligen Dienst an der Allgemeinheit anzubieten. Junge Menschen geben mit ihrem Engagement etwas davon zurück, was das Land ihnen wiederum durch (hoffentlich) gute Bildung, Perspektiven und Sicherheit ermöglicht. Die Bundeswehr kann dabei ihren Beitrag leisten und durch Anschlussverwendungen, etwa in der Reserve, davon sogar noch profitieren. Und dies alles ganz und gar freiwillig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Eine andere Welt
Kommentar zu den weltweiten Militärausgaben Eine andere Welt
Zum Thema
Holger Möhle, Berlin,
zu Verteidigungsministerin Annegret
Kommando mit Risiko
Kommentar zur Verteidigungsministerin und der BundeswehrKommando mit Risiko
Aus dem Ressort
Vor dem Landgericht Hamburg musste sich
Zu spät
Kommentar zum ehemaligen KZ-WachmannZu spät