Kommentar zur Tariferhöhrung für Schauspieler Brotlose Kunst

Bonn · Wir leisten uns als Wohlstandsgesellschaft ungeniert ein kreatives Prekariat zur kulturellen Erbauung und meinen, unser Applaus sei doch wohl Anerkennung genug. Das konnte so nicht bleiben, kommentiert GA-Mitarbeiter Martin Wein.

 Das Junge Theater in der Hermannstraße in Beuel.

Das Junge Theater in der Hermannstraße in Beuel.

Foto: JTB

Mach doch was Vernünftiges, bekommen immer noch viele junge Leute zu hören, die sich beruflich für ein künstlerisches Bühnenfach entscheiden. Wer nicht mit viel Fleiß und Glück als Musiker fest in einem Orchester oder als Schauspieler bei TV-Produktionen unterkommt, der laviert tatsächlich häufig ein Berufsleben lang am Existenzminimum. Eine Gage von 2000 Euro brutto für eine körperlich und geistig herausfordernde Arbeit in den Abendstunden oder am Wochenende ist seit Jahren eine Peinlichkeit für den Kulturbetrieb. Von den vielen Überstunden, die der Beruf mit sich bringt, mal ganz abgesehen. Wir leisten uns als Wohlstandsgesellschaft ungeniert ein kreatives Prekariat zur kulturellen Erbauung und meinen, unser Applaus sei doch wohl Anerkennung genug. Das konnte so nicht bleiben. Bühnenkünstler haben eine oft teure Ausbildung hinter sich. Und sie leben zumeist in größeren Städten mit entsprechend höheren Lebenshaltungskosten. Und nicht zuletzt: Auch in anderen Branchen definiert sich Anerkennung nicht zuletzt über Geld. Nur hat man dort weniger Skrupel, dies auch einzufordern. Insofern sollte der neue Tarifvertrag für die politisch Verantwortlichen eine Selbstverständlichkeit sein. Auch die unteren Lohngruppen müssen entsprechend aufgestockt werden. Brotlose Kunst im öffentlichen Auftrag ist kein Vergnügen.