Kommentar Konjunktur - Krise sieht anders aus

Wenn es um Konjunkturprognosen geht, schlägt für gewöhnlich die Stunde der Bedenkenträger. Das Herbstgutachten halbiert die Erwartungen für das kommende Jahr auf ein Prozent Wachstum. Das deuten die Arbeitgeber als "Warnsignal". Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler fürchtet "erhebliche Risiken" und Verdi-Chef Frank Bsirske einen "Teufelskreis aus Rezession und Sparprogrammen".

Sicher: Deutschland kann sich dem Lauf der Weltwirtschaft nicht entziehen. Und zu Recht warnen die Forschungsinstitute vor wachsender Inflation. Schon jetzt verkleinern Zinsen unterhalb der Teuerungsrate das Vermögen vieler Sparer.

Doch Politik und Wirtschaft jammern hier auf hohem Niveau. Mitten in einer der schlimmsten Finanzkrisen herrscht in Deutschland beinahe Vollbeschäftigung, die Haushaltskasse des Bundes ist bestens gefüllt. Um die überschüssigen 25 (!) Milliarden Euro der gesetzlichen Krankenkassen zanken sich bereits Ärzte, Kliniken und Apotheker.

In den meisten Branchen sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt, auch wenn die Orders nicht mehr das Rekordniveau der Vorjahre erreichen. Krise sieht anders aus. Selbst wenn die Herbstgutachter mit ihrer Einschätzung richtig liegen: Ein Prozent Wachstum im kommenden Jahr bedeutet noch lange keine Rezession.

Trotzdem kann die Politik sich nicht zufrieden zurücklehnen. Gerade bei gut gefüllten Kassen und vergleichsweise stabilen Verhältnissen lassen sich Reformen angehen. Baustellen gibt es genug: von der Bildung über die Rente bis hin zum Gesundheitssystem.

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