Kommentar zu neuen Regeln für den Einzelhandel Kontrolle ist notwendig

Meinung | Brüssel · Die Freiheit bei der Vertragsgestaltung von Einzelhandel und Agrarerzeugern funktioniert nicht, weil Letztere das schwächste Glied sind.

 Viel Arbeit, wenig Lohn: Gerade kleinere Betriebe klagen über Druck durch Abnehmer.

Viel Arbeit, wenig Lohn: Gerade kleinere Betriebe klagen über Druck durch Abnehmer.

Foto: dpa

Ob Apfel, Butter, Bachforelle oder Salat – vom Preis, den der Verbraucher an der Kasse zahlt, kommen dem Bauern oder Fischer nur gut 20 Prozent zugute. Allein diese Schieflage dokumentiert, wie dringend und überfällig ein Einschreiten der Brüsseler EU-Kommission ist. Denn alle Versuche, zu einer funktionierenden Selbstkontrolle zu kommen, sind in den vergangenen Jahren gescheitert.

Der Aufschrei der großen Lebensmittelketten erfolgte am Donnerstag prompt. Von einem Eingriff die Vertragsfreiheit ist die Rede. Sie haben Recht. Genau darum geht es. Denn es ist eben diese Freiheit bei der Vertragsgestaltung, die nicht fair funktioniert. Weil sie allzu oft ihre Bedingungen den Erzeugern als schwächstem Glied der Kette diktiert haben. Wer einem Fischer oder Landwirt einen fairen Vertrag bietet, der beispielsweise auch die Beteiligung an den Werbungskosten beinhaltet, kann das tun. Aber es darf eben keine Knebelvereinbarungen geben. Denn bei allem Verständnis für freien Handel auf dem Binnenmarkt: Es sind die Agrarbetrieben, die die Auflagen für gesundes Obst und Gemüse, artgerecht erzeugtes Fleisch oder umweltgerechten Anbau tragen. Diese Arbeit muss angemessen honoriert werden. Dass dies in der Vergangenheit nicht in jedem Fall so war, belegen zahlreiche Beispiele.

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