Kommentar Kopplung von Euro und Franken: Vertrauensverlust

Es wurde ihr zu teuer, das Kursrisiko der rund 100 Milliarden Euro im Tresor zu groß. Deshalb ist die Schweizer Nationalbank (SNB) aus der Politik ausgestiegen, den heimischen Franken an den Euro zu binden.

Knall auf Fall hörte sie auf, mit Eurokäufen den Schweizer Franken zu deckeln, auf das er nicht teurer werde. Negativzinsen von 0,75 Prozent kamen hinzu, um nur ja neue Fluchtgelder abzuschrecken, die die Nachfrage nach Franken wieder steigern und dessen Kurs wieder befördern würden.

Sicher hat die SNB aus eigenem Interesse gehandelt. Aber zugleich ist ihr überraschender Schwenk auch eine Misstrauenserklärung an den Euro. Die Schweizer rechnen offenbar fest damit (oder wissen es gar schon?), dass die Europäische Zentralbank den Geschäftsbanken sehr bald sehr viele Staatsanleihen abkaufen wird. Auch wenn das die Kreditvergabe durch die Banken nicht anheizen wird, der Eurokurs wird sinken. Das ist die Absicht der EZB. Es ist derzeit ihr wichtigster Kanal, um vor allem den südeuropäischen Volkswirtschaften wettbewerbsfähige Preise auf den Weltmärkten zu verschaffen.

Das muss gar nicht mal schiefgehen. Der Euro war schon deutlich schwächer als aktuell und hat es überlebt. Und doch hinterlässt die Schweizer Nationalbank ein ungutes Gefühl, wenn sie aus der Anhäufung von Euro aussteigt. Will sie nur ein "Klumpenrisiko" in ihrer Bilanz vermeiden? Oder ist es eine grundsätzliche Misstrauenserklärung an die Gemeinschaftswährung? Es fehlt an Vertrauen. Davon aber lebt Papiergeld.

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