Kommentar Kosten des städtischen Theaters - Bonner Luxus

BONN · Ein schönes Weihnachtsgeschenk für die vielen Kabarett-Freunde in Bonn und Umgebung: Es sieht ganz danach aus, als würde die Rettung des Pantheons gelingen, das aus seinem angestammten Quartier ausziehen muss.

Theatermacher, Stadtverwaltung und Ratsmehrheit sind sich einig, die Halle Beuel als neue Heimstätte für das fabelhafte Pantheon auszubauen. Der Plan hat den zusätzlichen Charme, dass auf dem ehemaligen Fabrikgelände ein Entwicklungsnukleus für die freie Kulturszene insgesamt entstehen könnte.

Eine frohe Botschaft also. Vordergründig jedenfalls. Denn die Konsequenzen dahinter sind weitreichend - und teuer. Die Ratskoalition aus CDU, Grünen und FDP entscheidet jetzt nicht nur über die Zukunft des Pantheons, sondern auch die des städtischen Theaters mit Oper und Schauspiel. Generalintendant Helmich will dem Pantheon die Halle nur überlassen, wenn es im Gegenzug eine Bestandsgarantie für die Godesberger Kammerspiele gibt.

Genau diese Forderung will die Koalition aus CDU, Grünen und FDP erfüllen. Die Godesberger Bürger wird das freuen, weil eine Schließung der Kammerspiele ein weiterer Schlag für ihren Stadtbezirk gewesen wäre. Aber die Chance, mit einer Konzentration von Schauspiel und Musiktheater im Opernhaus die exorbitanten Kosten zu senken, ist mit diesem Beschluss vertan. Mehr als 28 Millionen Euro schießt die Stadt jedes Jahr zu. Tendenz: stark steigend. Denn mit den Sparmaßnahmen, die jetzt noch möglich sind, wird man nicht einmal die regelmäßigen Tarifsteigerungen des Personals auffangen können.

Außerdem müssen nach dieser Richtungsentscheidung nicht nur das Opernhaus, sondern auch die Kammerspiele saniert werden, was zusammen locker 50 Millionen Euro und mehr kosten dürfte. Das ist auch etwa der Betrag, den der Stadtrat in die Sanierung der ebenso maroden Beethovenhalle stecken will. Das Gesamtbild sieht also wie folgt aus: Eine Stadt, die unter 1,7 Milliarden Euro Schulden ächzt, investiert rund 100 Millionen Euro in drei Altgebäude, ohne dass damit ein wirkliches Plus an Attraktivität verbunden wäre. Wie ein überzeugendes Gesamtkonzept wirkt das nicht.

Die Kommunalpolitiker werden so auch kaum die dringenden Empfehlungen der Gemeindeprüfungsanstalt NRW und der Bezirksregierung Köln umsetzen können: nur noch vorsichtig zu investieren und die hohen Kulturkosten zu kappen, mit denen Bonn landesweit an der Spitze liegt. Natürlich ist wünschenswert, das üppige Kulturangebot aus Hauptstadtzeiten zu bewahren, weil es Bonn noch lebenswerter macht, als die Stadt ohnehin ist. Aber leisten kann sie sich diesen Luxus nicht mehr. Je zögerlicher Rat und Verwaltung hier sparen, um so kleiner werden die finanziellen Spielräume in allen anderen Bereichen: vom Vereinszuschuss über Schwimmbäder bis hin zu den Freizeittreffs für junge Leute.

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