Künstliche Befruchtung: Segen und Fluch

Ungewollte Kinderlosigkeit kann ein schweres Schicksal sein. Allerdings greift die Medizin inzwischen so in das Leben ein, dass sie auch selbst Schicksal spielen kann.

Die Bundesregierung will dabei helfen, dass ungewollt kinderlose Paare mehr finanzielle Unterstützung bei der künstlichen Befruchtung erhalten. Familienministerin Kristina Schröder will aber nicht allein die Mittel aufbringen, sondern auch die Länder dafür gewinnen.

Bis 2004 haben die Krankenkassen die vollen Kosten für die Kinderwunschbehandlung übernommen, seitdem werden nur noch drei Versuche zur Hälfte getragen. Schröder ist überzeugt, dass der Rückgang der Geburten nach künstlicher Befruchtung - quasi eine Halbierung in den vergangenen Jahren - auf die erhöhten Kosten zurückzuführen ist, die die Paare selbst tragen müssen. Es geht um bis zu 10.000 Euro. Beweise für diesen Zusammenhang hat Schröder aber nicht.

Was die Ministerin zudem nicht bedenkt: Die Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung sind Segen und Fluch zugleich. Segensreich wirken sie, wenn sie Kinderlosen zum Glück des Elternwerdens verhelfen. Aber in acht von zehn Fällen folgt nach Monaten und Jahren des Hoffens und Bangens der Absturz in die Hoffnungslosigkeit.

Wenn nämlich alle Versuche der künstlichen Befruchtung erfolglos bleiben. Schon oft sind Paarbeziehungen daran gescheitert. Je mehr Geld für die Behandlung bereitsteht, desto mehr Druck wird auch auf Frauen ausgeübt, sich ihr zu unterziehen. Will Schröder das Geld aufbringen, muss sie es mit einer breiten Aufklärungskampagne verbinden.

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