Kommentar zum Arzneimittel-Mangel Lauterbachs armselige Arznei-Reform

Meinung · Fast jedes zweite Rezept In NRW ist laut Apotheken von Engpässen betroffen. Deutschland war einmal die Apotheke der Welt und ist nun zum Bittsteller für Pillen geworden. Hier braucht es keinen Schnellschuss für die Schlagzeile, hier braucht es schnell eine umfassende Reform, und zwar für alle Generika, kommentiert unsere Autorin.

In NRW fehlen Medikamente.

In NRW fehlen Medikamente.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die Einsicht bei Karl Lauterbach ist da: Dass man in Deutschland nur schwer Fiebersaft für sein Kind bekomme, sei inakzeptabel, sagte der Bundesgesundheitsminister. In der Tat: Wie kann es sein, dass hier Eltern von Apotheke zu Apotheke eilen müssen, um ihrem kranken Kind mit einer Standardarznei helfen zu können? Dass Medikamente für viele andere Patienten in NRW und anderswo fehlen? Dass nun ein Hersteller in der Not Paracetamol-Saft umlenkt, der eigentlich für die Ukraine bestimmt war? Ausgerechnet das vom Krieg geschundene Land muss herhalten, um unsere Engpässe zu beheben? Inakzeptabel ist dafür noch ein harmloses Wort. Harmlos ist, trotz seines gewaltigen Titels, auch der Gesetzentwurf, mit dem Lauterbach nun Abhilfe schaffen will. Wie üblich löst er ein Problem nicht grundlegend und in Kontakt mit Praktikern, sondern stürzt sich auf den schlagzeilen -trächtigsten Aspekt. Die Versorgung mit Antibiotika, Kinder- und Krebsarznei will er sichern, indem er Preisobergrenzen erhöht und Kassen verpflichtet, bei Rabattverträgen mehr EU-Hersteller zu berücksichtigen. Mal abgesehen davon, dass Lauterbach die Finanzierung schuldig bleibt, greift das viel zu kurz. Patienten, die unter Engpässen bei Insulin, Blutdruck- oder Psychopharmaka leiden, bleiben außen vor. Dass Lauterbach Apothekern 50 Cent für jedes - natürlich ausführlich zu dokumentierendes - Engpass-Managment zukommen lassen will, empfinden diese zurecht als Hohn.