Kommentar Leck im Weißen Haus - Drittklassig

Im Heiligsten der Weltmacht ist Feuer unterm Dach. Haben Spezis aus dem Weißen Haus (oder regierungsnahen Apparaten) Journalisten mit sensiblen Informationen gespickt mit dem Ziel, den um seine Wiederwahl ringenden Präsidenten in ein günstiges Licht zu rücken?

Nach Lektüre der Berichte über den angeblich sehr persönlichen Anteil Obamas an der Infizierung iranischer Atomfabriken mit dem Computer-Virus Stuxnet und die von ihm handverlesene Zielsuche für tödliche Drohnen-Angriffe auf islamistische Terrorpaten kann man schon darauf kommen.

In beiden Fällen bleibt ein Eindruck hängen: Der Mann macht in Fragen der nationalen Sicherheit keine Gefangenen. Die reflexartige Reaktion der Republikaner, die beim Schutz des Landes traditionell das Erstgeburtsrecht beanspruchen ("Hilfe! Geheimnisverrat!") ist ebenso verständlich wie das Krisenmanagement des Weißen Hauses drittklassig ist.

Zehn Tage lang ließ Obamas Team die Enthüllungen in der "New York Times" undementiert im Raum stehen. Wohl in der stillen Hoffnung, die "Harter-Hund"-Charakterisierung des Chefs werde sich in Umfragen positiv auswirken. Erst als die Republikaner die Sache dramatisierten, wurde das Justizministerium vorstellig.

Zwei Sonderstaatsanwälte sollen Licht in die Angelegenheit bringen. Es wird wohl dunkel bleiben. Wer das Weiße Haus in der Sache als Treiber und Getriebenen zugleich vermutet, liegt wahrscheinlich richtig. Es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel die wirklichen Probleme des Landes: Schulden, Reformstau, gesellschaftliche Spaltung. Kein einziges davon ist übrigens geheim.

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