Kommentar zu Vatileaks Leere Worte

Papst Franziskus hat ein Problem. Es besteht nicht nur darin, dass jetzt wieder geheime Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit gelangen. Die Papiere zeigen, wie stark der Widerstand der alten Kader in der Kurie gegen die Reformbemühungen des Papstes aus Argentinien sind.

Sie zeigen auch, dass Bergoglios Wunsch einer "armen Kirche für die Armen" weiter leere Worte sind. Knapp drei Jahre nach Amtsantritt muss sich der Papst die Frage gefallen lassen, ob er den dringlichsten Auftrag der Kardinäle aus dem Vorkonklave 2013 erfüllt hat, die Reform der völlig aus den Fugen geratenen Finanzverwaltung. Nein, ist die eindeutige Antwort. Noch immer gibt es geheime Konten, noch immer herrschen unvorstellbare Geldverschwendung und Klientelwirtschaft im Vatikan. Die Kooperationsbereitschaft vieler Verantwortlicher vom Kardinal bis zum einflussreichen Kirchenfunktionär geht gegen null. Franziskus kann im Hinblick auf Verwaltungsreformen allein die Neugründung eines Sekretariats für Wirtschaft vorweisen.

Es scheint die größte Schwäche dieses Papstes zu sein, dass er sich mit den falschen Leuten umgibt. Das gilt nun auch für Monsignore Lucio Angel Vallejo Balda und die PR-Agentin Francesca Chaouqui, beide Mitglieder der wichtigsten päpstlichen Kommission zum Umbau der Vatikanfinanzen und der Weitergabe geheimer Akten beschuldigt. Vallejo Balda galt lange als aufsteigender Komet am Himmel der Vatikanfinanzen, er schleuste die umstrittene PR-Frau ein. Die Reformen lassen auf sich warten. Um Franziskus wird es einsamer.

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