Kommentar Löhrmanns Aufgabe

Woran ist zu erkennen, dass die Schulferien zu Ende gehen? Daran, dass sich die Schulpolitiker wieder zu Wort melden. Gestern war es die CDU, die mit der Ankündigung nach vorn preschte, bei einem Wahlsieg 2017 werde sie den Unterrichtsausfall in NRW regelmäßig an allen Schulen erheben.

Damit hat die größte Oppositionspartei ein für die Landesregierung heikles Thema markiert. Denn kaum einer, der sich regelmäßig mit Schule beschäftigt, nimmt Ministerin Sylvia Löhrmann ab, dass nur 1,7 Prozent der Unterrichtsstunden ausfallen, wie nach Ministeriumsangaben aus einer Stichprobe für das vorige Schuljahr hervorging. Die Realität an den Schulen sieht oft ganz anders aus: Da kommen Lehrer zu spät zum Unterricht, werden Vertretungsstunden häufig fachfremd unterrichtet, eigenverantwortliches Lernen ersetzt zudem sicher nur zu einem Teil den normalen Unterricht.

Im digitalen Zeitalter dürfte es eigentlich kein Problem sein, den Ausfall systematisch zu erfassen. Löhrmann lehnt das bisher ab, weil der Aufwand zu groß und die Aussagekraft zu gering sei. Schließlich würden die Programme die Gründe für den Ausfall nicht registrieren. Im Prinzip ist nichts gegen eine Stichprobe unter 700 von rund 6000 Schulen einzuwenden - wenn da nicht der Verdacht im Raum stünde, dass Rot-Grün aus wahltaktischen Gründen den echten Unterrichtsausfall verheimlichen wolle. Will Löhrmann diesen Verdacht ausräumen, sollte sie sich dazu durchringen, den Ausfall systematisch zu erfassen. Der CDU könnte sie damit zudem den Wind aus den Segeln nehmen.

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