Kommentar zu Bauflächen Mächtige Lobby
Meinung | Bonn · In Bonn gibt es wie in vielen anderen NRW-Städten zu wenig Bauland. Die Stadt muss daher mehr Bauflächen ausweisen, um eine weitere Spaltung der Bevölkerung zu vermeiden, kommentiert Delphine Sachsenröder.
Wohnen wird in Bonn und den stadtnahen Gebieten des Rhein-Sieg-Kreises immer mehr zum Luxus. Auch die Corona-Krise hat den drastischen Preissteigerungen der vergangenen Jahre keinen Abbruch getan. Kaum jemand mit geringerem Einkommen kann sich mehr die Miete, geschweige denn einen Kauf, in der Innenstadt leisten.
Die Stadt muss daher mehr Bauflächen ausweisen, um eine weitere Spaltung der Bevölkerung zu vermeiden. Die Verantwortung liegt aber auch bei den Bürgern, die sich vielerorts mit allen Mitteln gegen Neubauprojekte wehren – gerade, wenn es um sozialen Wohnungsbau geht. Es sind meist die wohlhabenden, politisch zum Teil gut vernetzten Eigenheimbesitzer, die auf dem Status Quo beharren. Neubauten? Aber bitte nicht in meiner Nachbarschaft! Dabei ist ihnen kein Argument zu absurd, wie die Initiative zeigt, das 80er-Jahre-Gebäude der Landwirtschaftskammer in Roleber unter Denkmalschutz zu setzen. Gegen die mächtige Lobby der Veränderungsgegner sind die Stimmen der jungen Familien auf Suche nach Bauplätzen oder der Menschen, die auf Sozialwohnungen angewiesen sind, kaum zu hören.
Es ist richtig, dass Wohnungsbau als Flächenversiegelung problematisch ist. Als Totschlagargument gegen berechtigte soziale Forderungen eignet sich der Umweltschutz jedoch nicht.