Medizin-Nobelpreis

Kein Ort für Nationalstolz

Es steht erfreulicherweise (fast) jedes Jahr an dieser Stelle: Deutsche Wissenschaft hat Weltklasse. Diesmal ist es Harald zur Hausen, den die Krone der Forschung ereilt: Der Mediziner hat einen Impfstoff gegen Krebs entdeckt.

Zwar "nur" gegen ein einzelnes Mitglied dieser Mörderhorde. Aber diese eine Entdeckung kann 300 000 Frauen pro Jahr das Leben retten - sicherlich ein noch schönerer Lohn als das Preisgeld von einer halben Million Euro.

Aber, bei all dem verständlichen Nobel-Jubel an Rhein und Spree: Der Kampf gegen tödliche Krankheiten ist kein Ort für Nationalstolz. Zur Hausens zwei Mitlaureaten sind französische Aids-Experten.

Das zeigt: Die Krone der Wissenschaft kann ruhig mehrere Träger haben. Es kann, ja es sollte uns egal sein, wo diese klugen Menschen herkommen, die im Kampf gegen HIV, gegen Parkinson, gegen Alzheimer stehen - denn die Front dieses Kampfes geht quer durch alle Völker des Planeten.

Nur eines lehrt die Nachricht aus Stockholm speziell für Deutschland. Alle drei Forscher bekamen den Preis für Entdeckungen vor Jahrzehnten; exzellente Arbeit kann dauern. So manchem fehlt da wohl die Geduld. Denn da ist noch die Randnotiz, die weniger Licht auf die Leistung der Wissen- denn der Wirtschaft in Deutschland wirft.

Als Harald zur Hausen ein Pharmaunternehmen fragte, ob es nicht seinen Krebs-Impfstoff produzieren wolle, lehnte die Firma ab: "Keine Marktchancen"! Noch eine Zeile in der sich täglich verlängernden Geschichte von der Unfähigkeit der Bosse.

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