Kommentar zu Homeoffice Mehr Flexibilität auf der Arbeit

Anreize statt Druck: Unternehmen der Region Bonn/Rhein-Sieg setzen auf die richtigen Mittel, um wieder mehr Beschäftigte aus dem Homeoffice ins Büros zu locken. Doch diese werden dabei auch Abstriche machen müssen, meint unsere Autorin.

 Kein Mittagessen im Kollegenkreis, aber die Waschmaschine kann in der Pause ausgeräumt werden: Nicht alle mögen das Homeoffice

Kein Mittagessen im Kollegenkreis, aber die Waschmaschine kann in der Pause ausgeräumt werden: Nicht alle mögen das Homeoffice

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die großen Arbeitgeber der Region Bonn/Rhein-Sieg verhalten sich klug: Kein Firmenchef geriert sich wie Tesla-Chef Elon Musk, der seine Angestellten mit einem Ultimatum zur Rückkehr in ihre Büros aufgefordert hat. Jeder müsse mindestens 40 Stunden pro Woche am Arbeitsplatz verbringen oder Tesla verlassen. So kann nur jemand handeln, der ohnehin Stellen abbauen will.

Da aber die Unternehmen der Region Bonn/Rhein-Sieg die Zahl ihrer Stellen überwiegend stabil halten, tun sie gut daran, auf eine Mischform zwischen Arbeiten im Büro und dem Homeoffice zu setzen. Das sogenannte hybride Arbeiten bringt das Beste aus beiden Welten zusammen: Es gibt für die Beschäftigten konzentrierte Tage im Homeoffice, bei denen sie die Anfahrt zur Firma sparen, und es gibt Tage im Büro, die für Konferenzen (sofern es die Corona-Lage erlaubt) zur Verfügung stehen.

Das Homeoffice ist auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg gekommen, um zu bleiben. Durch den hohen Anteil an Dienstleistungsarbeitsplätzen gibt es viele dafür geeignete Tätigkeiten.

Der Preis, der für das hybride Arbeiten zu zahlen ist, wird mittelfristig oft der Verlust der eigenen Schreibtisches sein. Denn die Firmen wollen keine Kosten für Büroflächen haben, die leer stehen. Die Postbank beispielsweise setzt beim Umzug an den Neuen Kanzlerplatz darauf, dass es für zehn Beschäftigte sechs Schreibtische gibt.

Natürlich ist das für viele Beschäftigte aller Unternehmen, in denen ein eigener Schreibtisch üblich war, schmerzhaft. Es bedeutet konsequentes Aufräumen des Arbeitsplatzes am Abend, das Familienfoto wandert in den Bürocontainer. Doch dieser Preis erscheint für die gewonnene Flexibilität nicht zu hoch.