Kommentar zu Radfahrern Mehr Miteinander

Meinung | Köln/Bonn · Die Radfahrer-Lobby ADFC und der Bundesverband Güterverkehr arbeiten zusammen, um den Straßenverkehr für Radfahrer sicherer zu machen. Ihr Beispiel sollte Schule machen, findet unser Autor.

  So wie hier in Berlin, erinnern in ganz Deutschland sogenannte Geisterräder an Radfahrer, die im Straßenverkehr getötet wurden.

So wie hier in Berlin, erinnern in ganz Deutschland sogenannte Geisterräder an Radfahrer, die im Straßenverkehr getötet wurden.

Foto: dpa/Soeren Stache

Wer mit dem Rad regelmäßig durch Köln oder Bonn fährt, den dürfte oft das Gefühl beschleichen, dass es hier oder dort gefährlich werden könnte. Vielfach hat das mit Lastwagen zu tun, die neben einem fahren oder an Kreuzungen stehen. Dass nun die Radfahrer-Lobby ADFC und der Bundesverband Güterverkehr gemeinsame Forderungen stellen, zeigt: Die neben den Fußgängern schwächsten Verkehrsteilnehmer und die stärksten sehen sich in einem Boot. Statt des im Straßenverkehr viel zu oft üblichen Gegeneinander versuchen beide Gruppen, ein Miteinander zu organisieren. Ihr Beispiel sollte Schule machen.

Dass bundesweit jährlich gut 400 Radfahrer tödlich verunglücken, 30 bis 40 davon unter den Rädern von Lastwagen, muss aufrütteln. Richtig ist, möglichst schnell Abbiegeassistenten in den Lastwagen zu installieren, um die Fahrer per akustischem Signal darauf hinzuweisen, dass im toten Winkel ein Radler fährt. Die Lkw-Besitzer sollten nicht warten, bis sie ab 2024 alle neuen Laster mit diesen Geräten ausstatten müssen. Dank Förderprogrammen dürfte es für die Betriebe nicht zu kostspielig werden. Der Ausfall eines nach einem Unfall traumatisierten Fahrers würde viel teurer.

Bei weiteren Forderungen von ADFC und Logistikern dürfte es schwieriger werden: Kreuzungen so umzubauen, dass sich Radler und Lastwagen weniger ins Gehege kommen, kostet oft richtig Geld. Und getrennte Grünphasen für Radler und Rechtsabbieger einzurichten, dürfte den Verkehrsfluss an hochbelasteten Kreuzungen weiter hemmen. Was gute Lösungen angeht, sind hier Kommunalverwaltungen und Ratspolitiker gefragt. Aber auch die Radfahrer selbst können etwas tun. Statt stets auf ihrem Recht zu bestehen, wäre es manchmal sicher auch sinnvoll, sich in die schwierige Lage der Brummifahrer zu versetzen und diesen vorfahren zu lassen. Oft helfen da ja auch ein Blickkontakt und ein Lächeln.

In der Gesellschaft hat sich im Sinne des Vorrangs für Radfahrer schon viel getan, doch es ist sicher noch mehr drin. Breitere Radwege, vielfach auf eigenen Trassen wie in den Niederlanden, Pendlerrouten zur Verbindung von Stadt und Umland, günstigere Ampelschaltungen für Zweiradfahrer. In vielen Städten zeigt sich: Wo viele Radfahrer unterwegs sind, ist nicht nur die Luft besser, sondern auch das zwischenmenschliche Klima auf der Straße entspannter. Mancher Unfall lässt sich so sicher auch vermeiden.

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