Kommentar zur Bautätigkeit im Kreis Mehr neue Wohnformen

Rhein-Sieg-Kreis · Die Kreisverwaltung des Rhein-Sieg-Kreises hat ein 179-seitiges Papier mit Lösungen zum Wohnraummangel im Kreis vorgestellt. Die größte Herausforderung wird sein, mit Einfallsreichtum den Problemen entgegenzutreten, kommentiert GA-Redakteur Dylan Cem Akalin.

 Bauflächen für Wohnungen in der Innenstadt, wie hier in Siegburg unterhalb des Michaelsberges, sind begehrt und rar.

Bauflächen für Wohnungen in der Innenstadt, wie hier in Siegburg unterhalb des Michaelsberges, sind begehrt und rar.

Foto: MEIKE BÖSCHEMEYER

Der Bericht der Kreisverwaltung ist ein einziger Appell, die bevorstehenden Probleme mit Kreativität und Gemeinsinn anzugehen. Solch ein Papier, das mit aller Schonungslosigkeit die Lücken in der Versorgung der Menschen mit Wohnraum und sozialen Dienstleistungsangeboten aufzeigt, hat man von einer Verwaltung selten gesehen. Doch die Autoren des 179-seitigen Kompendiums belassen es nicht bei Schwarzmalerei, sondern zeigen auch Wege auf, geben so viele Denkanstöße, dass die Kommunalpolitik sich zu Recht erst mal sammeln muss, um das alles zu verdauen. Die Politik will sich jetzt bis kommenden Mai die Zeit nehmen, das alles fraktionsintern zu analysieren und dann beschließen, wie mit dieser Anleitung weiter vorgegangen wird.

Dabei kommt auf die Kreispolitiker die wichtige Aufgabe des Vermittelns zu. Denn wir kennen ja das Klein-Klein, das das Denken von Entscheidungsträgern in Kommunengrenzen oft blockiert. Glücklicherweise sind Trends zu erkennen, dass das immer weniger wird. Projekte wie die Regionale 2025 oder Region Köln/Bonn oder aber die gemeinsamen Sitzungen der Planungsausschüsse von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis zeigen, dass interkommunale Kooperationen nicht zu unterschätzen sind. Dazu gehört auch Neila, was für "Nachhaltige Entwicklung durch Interkommunales Landmanagement in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler" steht.

Es wird nicht einfach. Denn das Papier weist auch darauf hin, dass die Protagonisten die Ärmel hochkrempeln und den Knüppel rausnehmen müssen, wenn es eng wird. Stichwort: Baugebot und Enteignung. Die größte Herausforderung aber wird sein, mit Einfallsreichtum den Problemen entgegenzutreten. Denn auch das ist klar: Die gewaltigen Neubaugebiete mit der uniformen Architektur, wie sie etwa in Meckenheim-Merl in den 1970er Jahren geschaffen wurden, will kein Mensch mehr. Davon gibt es genug. Die heutige und zukünftige Aufgabe wäre vielmehr, diese Siedlungen neu zu konzipieren. Alternative Wohnformen müssen her, wo wirklich gewohnt und gelebt wird. So, wie es mal in unseren Städten und Dörfern war.

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