Kommentar Meisners Entschuldigung - Fragen bleiben

Der Vorgang ist außerordentlich. Der Erzbischof von Köln äußert sich beschämt und entschuldigt sich für die Abweisung einer vergewaltigten Frau in zwei katholischen Krankenhäusern.

Joachim Kardinal Meisner lässt sich richtigerweise nicht auf Ausreden wie "Missverständnis" und "Einzelfall" ein oder auf die Debatte darüber, dass die Frau nicht selbst vorsprach, sondern dass die Notärztin anrief.

Er reagiert konsequent auf einen Vorgang, der die christliche Botschaft stärker verdunkelt, als alle von einem ultrakonservativen Internetsender erfundenen Schummeleien katholischer Klinikbetreiber bei der "Pille danach" es könnten.

Dabei lässt der Kardinal allerdings keinen Zweifel an der katholischen Haltung zum Lebensschutz, die - wie er einräumt - "geradezu unerträgliche Entscheidungssituationen" zur Folge haben kann.

Eigentlich hatte die "Hospitalvereinigung St. Marien" einen Weg gefunden, um mit diesem Unerträglichen umzugehen: über die "Pille danach" informieren, auch wenn die eigene Haltung ihre Verschreibung verbietet.Bleibt die Frage, wieso diese Festlegung "nicht alle Bereiche" durchdrungen haben soll.

Wie es sein kann, dass gleich zwei Ärztinnen nichts tun, um nur nicht das Falsche zu tun. Auch diese tiefe Verunsicherung kirchlicher Mitarbeiter verdunkelt die christliche Botschaft.

Woher sie rührt, ist eine weitere Frage - eine Frage auch an den Erzbischof. Mehr als manches ausgefeilte Rundschreiben hätte den Ärztinnen wohl das Augustinus-Wort geholfen: "Liebe und tu, was du willst."

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