Kommentar Merkel in China - Pekings Lobhudelei
Ein Besuch von Mo Ke'er Zongli, wie Angela Merkel auf chinesisch genannt wird, gehört inzwischen zum Dauerprogramm der chinesischen Außenpolitik. Bereits sieben Mal hat die Kanzlerin seit Beginn ihrer Amtszeit die Volksrepublik besucht - mindestens drei Mal wird sie allein in diesem Jahr den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping treffen.
Die häufigen Begegnungen haben einen Grund: Die chinesische Führung schmückt sich gern mit der Kanzlerin.
Gründe für diese Ehrerbietung gibt es aus Sicht der chinesischen Regierung eine Menge: Der deutsch-chinesische Handel brummt. Maschinen und Konsumgüter "Made in Germany" erfreuen sich in der Volksrepublik großer Beliebtheit.
Zugleich nutzt Chinas Führung die Bundeskanzlerin im eigenen Land als Aushängeschild. Sie wird in China als eine "mächtige" Frau dargestellt, die durchgreift sowie für finanzpolitische Stabilität in Europa sorgt. Mit diesen Eigenschaften würde die chinesische Führung auch gern assoziiert werden.
Doch bei aller Wertschätzung - Merkel sollte sich von Pekings Lobhudelei nicht zu sehr beeindrucken lassen. Solange die chinesische Führung sich weiterhin weigert, den Künstler Ai Weiwei zu seiner noch bis Mitte des Monats laufenden Ausstellung in Berlin ausfliegen zu lassen, ist Chinas Ehrerbietung gegenüber Deutschland nur Makulatur.
Denn zum Grundgerüst des bundesrepublikanischen Systems gehört das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dies sollte Merkel in den nächsten zwei Tagen ihren Gastgebern in Peking entsprechend zu verstehen geben.