Kommentar Nach dem Attentat in den USA - Widerwärtig und böse

Streng gläubige Muslime. Jungmänner. Tschetschenien. Nach Amerika geflohen. Vater und Mutter getrennt. Fremdeln mit dem "american way of life". Vom islamistischen Hass-Virus befallen. Radikalisierung durch das Internet. Oder durch Wutprediger aus Fleisch und Blut. Schleichende Abnabelung. Rachegelüste. Am Ende das Blutbad am Marathonziel.

Was die Brüder abdriften ließ, liegt vollständig im Nebel der Spekulation. Dass sie ihre frühen Kindheitstage in moralisch wie politischen kaputten Überbleibselstaaten der früheren Sowjetunion verbrachten, kann viel bedeuten. Oder auch nichts. Zehn Jahre her, dass sie da waren.

Wo haben die Männer gelernt, mit Waffen und Bomben umzugehen? Waren sie in Vorbereitung und Durchführung allein oder gab es Helfershelfer? Handelten sie aus selbstgebastelten Rachegespinnsten oder waren sie durch Dritte inspiriert? Standen sie im Kontakt zu Terrornetzwerken? Sollte Boston das einzige weltweit sichtbare Ausrufezeichen sein oder waren weitere Anschläge geplant? Es wird lange dauern, bis die Fahnder Wege und Weltsicht, Umfeld und Leben der Einwanderer-Söhne so detailliert rekonstruiert haben werden, dass sich belastbare Schlüsse und Lehren ziehen lassen.

Bis dahin bleibt eine bestürzende Tatsache: Die Brüder Zarnajew wurden einst von Amerika mit offenen Armen und allen Chancen aufgenommen. Revanchiert haben sie sich mit Bomben, die ahnungslosen Mitmenschen Beine und Arme abgerissen haben. Widerwärtig. Krank. Böse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Jana Marquardt
zu Arbeitslosen in Deutschland
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur ArbeitslosenquoteViel Potenzial bei Ungelernten
Eine andere Welt
Kommentar zu den weltweiten Militärausgaben Eine andere Welt
Zum Thema
Noch nicht aufgewacht
Kommentar zum Treffen zwischen Scholz und Sunak Noch nicht aufgewacht
Nur Warten reicht nicht
Kommentar zur Frühjahrsprognose Nur Warten reicht nicht
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Aus dem Ressort