Kommentar Nach der Panne am neuen Großflughafen - Blamiert und planlos

Groß, größer, Blamage. Wie war das nochmal? Berlin nicht reich, aber sexy? Seit zwei Tagen ist es raus: Berlin, dieser mit gigantischen 63 Milliarden Euro verschuldete Stadtstaat, vor allem aber die Metropolregion Berlin-Brandenburg sind vor allem eines: ohne jeden Plan.

Der Start des neuen Großflughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt (Kürzel: BER), mit einigem Getöse für den frühen Morgen des 3. Juni angekündigt, muss bis auf weiteres verschoben werden.

Noch in der vergangenen Woche hatte Flughafengeschäftsführer Rainer Schwarz voller Zuversicht die Tage bis zum Start heruntergezählt. Da waren es noch 32. Kein Wölkchen schien den Himmel über der 2,5-Milliarden-Euro-Investition, noch vor dem Start als modernster Flughafens Europas gefeiert, zu trüben.

Was für ein Schauspiel! Nur fünf Tage später musste Schwarz die Länder Berlin, Brandenburg sowie die Bundesregierung als Gesellschafter des Flughafens informieren, dass der schöne Plan geplatzt ist. Seifenblasen-Realität. Startstopp am Flughafen Berlin Brandenburg. Großflughafen, Großblamage! Und das bereits zum zweiten Mal. Schon den ersten geplanten Eröffnungstermin 30. Oktober 2011 konnten die Flughafenbetreiber nicht halten.

Der Flughafen BER, mit zunächst 20.000 Jobs als größte Betriebsstätte in ganz Ostdeutschland gepriesen, sollte auch als Konjunkturlokomotive weit in die Region hinein wirken. Irgendwann wird der Investitionsstandort ganz sicher frisches Geld, neue Ideen und zusätzliche Arbeitsplätze anziehen beziehungsweise schaffen.

Nur wann, ist plötzlich wieder eine offene Frage. Dabei hatten Flughafenkritiker lange geunkt, es werde wohl 2013, bis die Hauptstadt und ihr Umland vom neuen Großflughafen abheben, der in einer letzten Stufe bis zu 45 Millionen Passagiere per anno verkraften soll.

Jetzt versuchen Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD) als Regierungschefs der Länder Berlin und Brandenburg erst einmal selbst, so schadlos wie möglich aus dieser auch für sie peinlichen Angelegenheit zu kommen. Dafür werden andere ihren Hut nehmen müssen, allen voran Chefplaner Manfred Körtgen, der noch vor Airportchef Schwarz im Zentrum der Kritik steht.

Wowereit geht dazu in die Offensive und gibt am Donnerstag im Berliner Abgeordnetenhaus eine Regierungserklärung zur Flughafen-Pleite ab. Er muss agieren, will er nicht in eine Situation geraten, die ihn passiv in die Reaktion zwingt.

Eine dritte Terminankündigung, die die Betreiber wie Gesellschafter am Ende nicht halten können, kann sich niemand leisten. Schon jetzt werden die monatlichen Einnahmeverluste auf 15 Millionen Euro taxiert, mögliche Schadenersatzforderungen nicht eingerechnet.

Zum Glück gibt es noch Tegel. Ach Tegel, es war so schön!

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