Kommentar Nahost - Störmanöver

Zwei ältere Herren in Badehose auf dem Startblock. Beide rudern mit den Armen, die Gesichter verkniffen-ängstlich. Sollen sie ins Becken springen? Die israelischen Karikaturisten finden immer wieder neue Bilder für die Wiederaufnahme der Nahost-Friedensgespräche - mal ist es eine Achterbahn, auf die US-Außenminister John Kerry die beiden Hauptakteure Benjamin Netanjahu und Mahmud Abbas schickt. Mal bewacht Kerry vom Rand aus ein fast leeres Schwimmbecken.

Eine Achterbahn ist keine Rennstrecke, ein trockenes Schwimmbecken kein Ort, um ein Wettschwimmen zu veranstalten. Es geht hier also nicht darum, am Ende als Sieger oder Besiegter dazustehen. Nur wenn beide gemeinsam an einem Strang ziehen, werden die Friedensgespräche zum Ziel führen.

Davon kann aber noch keine Rede sein. Derzeit finden die üblichen Störmanöver statt. Kerry konnte sich davon diese Woche überzeugen. Da gingen zwei Briefe bei ihm ein, einer von den Palästinensern, der andere von Netanjahu. Die Palästinenser empörten sich über die Ausschreibungen für neue Siedler-Wohnungen. Und Netanjahu beklagte sich, dass die Palästinenser bis in höchste offizielle Stellen weiter gegen sein Land hetzten.

Die Frage ist, ob die Störmanöver mehr für das eigene Lager gedacht sind, um die Reihen zu schließen, oder ob sie zum Ziel haben, den anderen, mit dem man eigentlich verhandeln soll, als schwach und unfähig darzustellen. Da die Rechnung in beiden Fällen viele Unbekannte hat, werden wohl nicht einmal die Beteiligten selbst eine Antwort darauf wissen. Daher die Ängstlichkeit.

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