Kommentar Neu verhandeln

Die Zahl der Asylantragsteller pro tausend Einwohner ist bei manchem EU-Staat bereits verschwindend gering. Macht man sich die Mühe, dieses Rechenexempel auf die tatsächlich aufgenommen Flüchtlinge anzuwenden, muss man schon sehr weit hinter das Komma blicken, um zu erkennen, wie groß der "Strom von Migranten", doch tatsächlich ist.

Oder besser, wie wenige von den vielen, die kommen, bleiben dürfen. Natürlich kann die EU nicht die Rettungsinsel der Welt werden. Unbestritten ist auch, dass viele Aufnahmelager aus allen Nähten platzen. Trotzdem muss diese Union mehr tun. Wie notwendig es ist, das Asylrecht der Gemeinschaft neu zu verhandeln, zeigt sich in diesen Tagen wieder einmal.

Noch vor wenigen Wochen hat Großbritannien sich gebrüstet, dass die Royal Navy im Mittelmeer im Einsatz sei und seinen Teil im Sinne der europäischen Solidarität erfüllt habe. Doch ein paar dieser Menschen in den überfüllten Lagern auf Lampedusa oder Lesbos aufzunehmen, wies Premier David Cameron kategorisch zurück. Jetzt, nachdem das Ausmaß der Katastrophe vor dem Eurotunnel, deutlich wird, steht er selbst vor einem Problem - dessen Lösung er von anderen fordert. Frankreich soll höhere Zäune bauen, die EU helfen.

Der Tod von Flüchtlingen scheint in der Debatte Nebensache zu werden. Dabei zeigt sie, wie dringend ein Umdenken ist. Es kann nicht sein, dass die Versorgung der Hilfesuchenden an wenigen Staaten hängt, während sich andere weiter zurückhalten. Auch Großbritannien sollte endlich seinen Teil leisten.

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