Neue Regierung in Athen - Harte Landung

BRÜSSEL · Erstaunt, fast schon erschrocken reibt sich Europa die Augen. Man weigert sich zu glauben, welches Chaos die neue griechische Regierung innerhalb von zehn Tagen seit ihrer Wahl angerichtet hat.

Spätestens mit seinem Besuch in Brüssel dürfte Athens Regierungschef Alexis Tsipras aber auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet sein. Denn neben ein paar Nettigkeiten hat er vor allem eines gehört: Einen Schuldenschnitt gibt es nicht. Und: Arbeitet weiter an Reformen.

Dies festzustellen, hat wenig mit Schadenfreude zu tun. Griechenlands Lage brennt unter den Nägeln. Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass das Land noch nicht von sozialen Unruhen erstickt wurde. Aber es waren weder die Troika noch die Geldgeber, die das Land in die Schieflage getrieben haben.

Die himmelschreiende Steuer-Ungerechtigkeit, die ineffiziente Verwaltung, die Ohnmacht der Behörden im Umgang mit Investoren - all das verband sich zu einer Mixtur, die Griechenland abrutschen ließ. Die Berater von außen haben das gesehen und Änderungen gefordert - das macht sie nicht zu den Urhebern der Malaise. Athen kann weder ohne noch gegen die europäischen (und internationalen) Partner einen Neuanfang schaffen.

Dennoch werden sich die EU und die Währungsunion mehr Mühe geben müssen. Was bisher geleistet wurde, ist immens, aber es reicht nicht. Das Versprechen vom Wachstum muss mit Inhalt, mit Projekten, mit Zusagen gefüllt werden. Dass das 315-Milliarden-Investitionsprogramm mutmaßlich noch Monate braucht, ehe die ersten Euros fließen, kann nicht sein. Nicht nur Athen fehlt die Zeit.

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