Neuer Erzbischof - Frischer Wind in Köln

Mit Rainer Maria Kardinal Woelki an der Spitze wird das Kölner Erzbistum ein anderes werden, als es das in den vergangenen 25 Jahren gewesen ist.

In der immer noch weitgehend hierarchisch organisierten katholischen Kirche ist es eben so, dass ein Wechsel des Oberhirten mehr an Veränderung zur Folge hat als das in anderen Organisationen der Fall ist. Joachim Kardinal Meisner war ein Erzbischof, der seine Standpunkte hatte und damit oft polarisierte. Ihm lag es nicht unbedingt daran, die Menschen mitzunehmen. Viel eher sollten sie ihm hinterher gehen.

Natürlich: Woelki hat unter Meisner seine Lehrjahre absolviert, er gehörte zu dessen engsten Beratern. Und dennoch: Wie er das Erzbistum Berlin in den vergangenen drei Jahren geleitet hat, zeigt, dass er seinen eigenen Stil gefunden hat - verbindlich im Ton, den Menschen zuhörend, klar in der Sache, aber immer auf der Suche nach der guten Lösung.

Eine der wichtigsten Aufgaben für den neuen Erzbischof wird es sein, ein positiveres Bild der Kölner Kirche nach außen, in die Gesellschaft hinein zu zeichnen. Am Samstag hat er übrigens damit bereits begonnen. Bisher war es ja eher so, dass immer mehr Menschen über die katholische Kirche im Rheinland nur noch die Nase gerümpft haben - frei nach dem Motto: Eure Kirche, das ist doch der Verein von gestern mit den verstaubten Ansichten und dem fehlenden Nachwuchs.

Sicher, eine Aufbruchstimmung im Erzbistum Köln verändert nicht die Weltkirche. Auch wenn Papst Franziskus die katholische Kirche in ein neues, viel positiveres Licht geführt hat. Die giftige Auseinandersetzung zwischen den Traditionalisten und den Reformern um eine neue grundsätzliche Haltung im Blick auf wiederverheiratete Geschiedene zeigt, wie dramatisch der Kampf um die Deutungshoheiten im Vatikan ist.

Und wie geht es in Köln in der Sache weiter? Woelki hat zwar keine "Regierungserklärung" abgegeben. Mit überraschend vielen Zeichen hat er jedoch deutlich gemacht, was ihm wichtig ist. Der Umbau des Erzbischöflichen Hauses, sprich eine kleinere Wohnung, und der Verzicht auf Sekretär und Bedienstete zeigt, dass eine neue Bescheidenheit Einzug hält. Woelki will die Bemühungen der Kirche um die Armen und die Menschen am Rande der Gesellschaft verstärken, die Ökumene solle einen höheren Stellenwert erhalten und das Gespräch mit den Muslimen intensiviert werden.

Wenn er sagt, dass die Kirche nicht in erster Linie eine Moralanstalt sei, man nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkomme und man Möglichkeiten in der Kirche schaffen wolle für Menschen, deren Lebensentwürfe gescheitert seien, dann hört sich das zwar noch unscharf an, aber es zeigt, wie viel Bewegung und - ja auch das - frischer Wind in die Kölner Kirche kommt.

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