Kommentar zu Wasserstoff als Energiequelle Nicht abhängen lassen

Meinung | Berlin · Die Regierung entwickelt eine Strategie für Wasserstoff als erneuerbare Energiequelle. Das ist wichtig und kommt für den Klimaschutz zum richtigen Zeitpunkt, kommentiert unser Autor.

   Ein Auflieger mit Wasserstofftanks steht im Energiepark Mainz an der Wasserstofftankstelle.

Ein Auflieger mit Wasserstofftanks steht im Energiepark Mainz an der Wasserstofftankstelle.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Wasserstoff hat viele Gegner, die überzeugende Argumente vorbringen. Doch die Strategie der Regierung ist wichtig und kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn die Rolle des Wasserstoffs erschließt sich vor allem bei der Vorstellung von einer Volkswirtschaft, in der gar keine Energie mehr aus klimaschädlichen Quellen wie Kohle oder Öl kommt.

Ohne einen mächtigen Energieträger wäre die Liste der Fragezeichen schier endlos. Womit Häuser heizen, wenn nicht wie heute üblich mit Gas? Wie Hochöfen befeuern, um dringend benötigten Stahl herzustellen? Wohin mit dem Strom, wenn tagsüber die Sonne auf die Solarzellen scheint, aber alle draußen sind und keiner das Licht anknipst?

Japan hat in seinem Zwang zur Energiewende nach Fukushima schnell erkannt, dass nur Wasserstoff diese Lücken überbrückt. Deutschland darf sich hier nicht abhängen lassen. Erst mit der neuen Strategie besteht eine reale Chance, dass die heimische Industrie den technischen Wandel nicht verpasst. Nur so vermeiden wir das Schicksal, wie die USA zum Öl-Saurier zu werden.

Von der Hinwendung zum Wasserstoff profitiert dabei genau die Sorte der modernen Old Economy, für die Deutschland bekannt ist. Ihr Erhalt ist besonders wichtig, um die negativen Folgen der Klimawende aufzufangen. Indem der Verbrennungsmotor als verkaufbares Produkt verloren geht, stehen reale Arbeitsplätze auf dem Spiel. Anders als reine E-Motoren sind Brennstoffzellen jedoch schon wieder deutlich teurer und komplexer – sie schaffen Jobs. Während also ein Ökosystem rund um den Verbrenner abstirbt, soll rund um den Wasserstoff ein neues heranwachsen. Damit das klappt, musste die Regierung jetzt die Weichen stellen.

Doch die Herstellung von Wasserstoff ist ineffizient und verschlingt enorm viel Energie. Es bleibt die berechtigte Frage, wo der ganze erneuerbare Strom herkommen soll. Die Antwort ist einfach: Aus noch viel, viel mehr Windrädern und Solardächern. Nur bei maximalem Ausbau reicht es knapp, um den Bedarf zu decken.

Die Gegner von Windrädern können bereits die Messer wetzen. Am Ende werden sie verlieren, weil die Abkehr von fossilen Brennstoffen der einzige Weg ist, eine Klimakatastrophe abzuwehren. Und mit der neuen Strategie hat die Regierung ihre Entschlossenheit dokumentiert, den Ausbau der Erneuerbaren zu verteidigen.

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