Kommentar zu Libra Nicht verteufeln
Frankfurt · Man mag von Facebook halten, was man will. Doch der Entwurf der Eigenwährung Libra könnte sich noch als Segen erweisen. Nicht, weil damit eine Währung in die Welt käme, auf die wir alle gewartet hätten.
Im Gegenteil. Sondern weil dies einer Fanfare glich, die so manchen aus seinen klassischen – durchaus analogen – Träumen gerissen hat.
Denn seit Jahren diskutiert man hierzulande das Potenzial, das man in der Industrie 4.0 schlummern sieht. Die hat längst Einzug halten auf die eine oder andere Art: Maschinen kommunizieren untereinander, lassen sich fernsteuern und beginnen so etwas wie einfache Lernprozesse über ihre Schaltkreise zu legen. Nur sind die Bezahlsysteme im Vergleich dazu noch vergleichsweise rudimentär.
Nun kommt Fahrt in die Diskussion – jenseits des Verteufelns von Bitcoin, Libra oder anderer dieser Währungen, denen man aus vielen Gründen tatsächlich skeptisch gegenüberstehen kann. Ob es nun ein digitaler Euro wird oder wie auch immer das Kind heißen mag: Die eine oder andere Form dieser Währungen wird sich über kurz oder lang durchsetzen. Vermutlich jeweils einige wenige für verschiedene Bereiche des Finanzwesens und der Wirtschaft. Und vermutlich, Stand jetzt, auf Basis von Blockchain. Deswegen muss man hier die Weichen so stellen, dass man nicht hinter den Großkonzernen wie Facebook oder Amazon am Ende das Nachsehen hat. Denn bislang haben die Entwicklungen in der digitalen Welt nach dem Prinzip funktioniert: „The Winner takes it all“ – der Platzhirsch schluckt seine Konkurrenten. Und bislang saßen diese Platzhirsche nicht in Europa.