Kommentar zur Reisebranche Nicht zu Ende gedacht

Meinung | Bonn · Der Vorschlag der Regierung, die Reisekunden mit Gutscheinen abzufinden, ist nicht durchdacht, meint die GA-Autorin Ulla Thiede.

 Leere Strandkörbe stehen auf Sylt am Strand. Die Corona-Pandemie hat das Geschäft in der Reisebranche zum Erliegen gebracht.

Leere Strandkörbe stehen auf Sylt am Strand. Die Corona-Pandemie hat das Geschäft in der Reisebranche zum Erliegen gebracht.

Foto: grafik/Angelika Warmuth/Archiv

Während der größte Teil des Handels geschlossen und das öffentliche Leben praktisch eingefroren ist, sind die meisten Reisebüros geöffnet. Reisen bucht zwar in Corona-Zeiten kaum noch jemand, schließlich weiß niemand, wann die Regierungen die durch die Pandemie auferlegten Beschränkungen wieder aufheben werden, dafür haben die Reisemittler mit Stornierungen und Umbuchungen zu tun.

Ganze Flugzeugflotten stehen am Boden, Hotels weltweit sind geschlossen, Staaten haben ihre Grenzen für ausländische Reisende dicht gemacht. Millionen Kunden fordern in diesen Wochen ihr Geld für Reisen und Veranstaltungen zurück, die sie wegen der Corona-Krise nicht antreten konnten. Die Erfahrungen, die sie dabei machen, sind sehr unterschiedlich: Die kleinen Reisebüros, die ihre treuen Kunden vielleicht schon seit Jahren betreuen und sich ihnen persönlich verbunden fühlen, erstatten die Anzahlung oder den Gesamtpreis sofort zurück, während die großen Buchungsportale, Fluggesellschaften und Großveranstalter, die einen anonymen Umgang mit den Kunden haben, sich stur stellen und auch bei wiederholter Nachfrage des Kunden nicht reagieren.

Die Dummen sind die kleinen Reisemittler, die längst alles an den Kunden zurückgezahlt haben. Der Vorschlag der Regierung, die Reisekunden nun mit Gutscheinen abzufinden, ist nicht durchdacht, denn das Kind ist längst in den Brunnen gefallen. Die Idee eines staatlichen Rettungsschirms für die Branche, der die Forderungen einsammelt, ist durchaus bedenkendswert.

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