Nichtwähler - Wählen, nicht jammern!
BERLIN · Dass sich die Politiker in Deutschland zunehmend Gedanken machen, warum immer weniger Menschen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, liegt nahe. Sie kämpfen um jede Stimme. Aber das Thema geht alle an.
Eine Gesellschaft, die das Interesse an Wahlen verliert, verliert das Interesse an sich selbst, am Zustand des Gemeinwesens. Und mancherorts sieht das Gemeinwesen entsprechend aus. Da hilft dann auch nicht der Hinweis, dass "die da oben" eben zu abgehoben wären, zu selbstverliebt und problemvergessen.
Wenn es wirklich immer so wäre, lieferte das nur ein weiteres Argument, sich persönlich einzumischen und "die da oben" nicht machen zu lassen. Unzufriedenheit mit der Politik muss ein Grund zum Engagement sein, nicht zum Rückzug.
Dieses Engagement beginnt damit, denjenigen entgegenzutreten, die denkfaul von "denen da oben" fabulieren. Ja, natürlich, es gibt die Freiheit, nicht zur Wahl zu gehen. Und es gibt ein Recht, aber keine Pflicht, zu wählen. Aber dem Wahlrecht steht zumindest moralisch eine Pflicht zur Seite, sich als Bürger in den öffentlichen Dialog einzubringen.
Es ist ein billiges Vorurteil, dass die politischen Parteien das gar nicht wünschten, zu sperrig, zu langweilig, zu altbacken seien. Tatsächlich warten sie auf neue Mitglieder mit dem Willen anzupacken.
Da dieses Vorurteil aber tief sitzt, werden alle Absichten verpuffen, durch das Absenken angeblicher Hürden, die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Wer aber nicht wählt, der soll auch nicht jammern.