Kommentar zur Messerattacke in Nizza Die Demokratie muss sich wehren

Nizza · Auch mit einem verstärkten Einsatz der Polizei sind Morde wie aktuell im südfranzösischen Nizza kaum noch zu verhindern. Die Probleme müssen vielmehr an der Wurzel angepackt werden, kommentiert unser Autor.

 In Nizza gab es am Donnerstag eine blutige Messerattacke.

In Nizza gab es am Donnerstag eine blutige Messerattacke.

Foto: dpa/Valery Hache

Die Morde in Nizza treffen Frankreich mitten ins Herz. Schon wieder hat ein offensichtlich islamistischer Attentäter Menschen auf offener Straße mit einem Messer bestialisch getötet. Es ist die dritte Bluttat innerhalb weniger Wochen. Schockierend ist nicht nur die Brutalität des Mörders. Bestürzend ist, dass sich eine Gesellschaft gegen solche Attentate kaum wehren kann.

Nach dem grausamen Mord an einem Lehrer in Paris vor wenigen Tagen ist die Zahl der Einsatzkräfte noch einmal erhöht worden. Da in Frankreich seit Jahren eine erhöhte Terrorwarnstufe herrscht, patrouilliert sogar schwerbewaffnetes Militär in den Straßen großer Städte. Diese Maßnahmen tragen zwar zur objektiven und auch subjektiven Sicherheit bei, im Alltag unauffällige, radikalisierte und oft auch wirre Einzeltäter werden aber immer eine große Gefahr bleiben.

Und in einer aufgeheizten Atmosphäre, wie sie im Moment in Frankreich herrscht, werden solche Attentate zudem noch wahrscheinlicher. Durch die Äußerungen zur Krise des Islam von Präsident Emmanuel Macron und die Veröffentlichungen einer neuen Mohammed-Karikatur in der Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ fühlen sich potentielle Attentäter geradezu bestätigt, die in ihren Augen „Ungläubigen“ anzugreifen.

Die freie und demokratische Gesellschaft darf angesichts dieser Attacken aber nicht zurückweichen, sie muss ihre Werte verteidigen und sich von ihrer wehrhaften Seite zeigen. Dazu gehört natürlich der Einsatz der Polizei. Wenn sich der Hass im Kopf eines jungen Menschen festgesetzt hat, ist es aber zu spät. Der Staat muss im Kampf gegen die Radikalisierung viel früher ansetzen - mit mehr Bildung, intensiverer Sozialarbeit und besseren Berufsaussichten vor allem für junge Menschen.

Das alles ist keine Garantie, dass sich solche Attentate in Zukunft verhindern lassen. Angst und Hass dürfen aber nicht die Oberhand gewinnen. Die freie Gesellschaft darf sich nicht abschotten und einigeln, dann hätten die Attentäter letztendlich ihr Ziel erreicht.

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